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Ender

Überlieferer der Zeit

Registrierungsdatum: 23. Juni 2010

Beiträge: 5 564 Aktivitäts Punkte: 27 015

Wohnort: Enderversum

1

Dienstag, 7. Juni 2011, 03:28

Konzertberichte über deutsche Knabenchöre

Es verschlug mich nach Bayern, und das ohne Pass und Visum...
oder
Den Windsbachern ein wenig näher


Tja, da bekommt man einen Tipp und fährt nach Bayern, welches tatsächlich im Schengen-Raum liegt. ;)
Windsbach, ein hübscher kleiner Ort in Bayern im mittelfränkischen Landkreis Ansbach. Etwa 6030 Einwohner. Herrliche alte Häuser entlang der Hauptstraße, makellos sauber, 2 Stadtore. In der Nähe des oberen Tores ein kleines Wirtshaus mit Gästezimmern wo ich übernachtete. Denn am nächsten Tag ist Himmelfahrt. Und da bin ich seit langer Zeit mal wieder in einem Gottesdienst in dieser stark evangelisch-lutherisch geprägten Gegend des sonst tiefkatholischen Freistaates Bayern. Und warum das? Weil es in diesem hübschen Ort etwas besonderes gibt: den Windsbacher Knabenchor. Und der singt in diesem Gottesdienst. Dafür hat sich die lange Fahrt gelohnt. Sein Domizil hat dieser Chor oberhalb des oberen Tores.
Zwar sind die Jungen dieses Chores bestimmt keine Engel aber engelhaft ist ihr Gesang, der den geneigten Zuhörer doch schnell ins Elysium versetzt. Dabei sehen sie einfach wie normale Jungen aus. Keine Chorkleidung, ganz einfach in Freizeitkleidung. Bei diesem himmlischen Gesang vergisst man fast, dass ihr Internatsleiter, seines Zeichens ein Pastor, auch noch eine gute Predigt hält zum Thema Abschied.
Die Gesangsdarbietungen des Windsbacher Knabenchores in diesem Gottesdienst machen Lust auf mehr.

Dafür gibt es zwei Tage später eine gute Gelegenheit.

Sonnabend, 4. Juni 2011. Ortswechsel: Bad Windsheim, in der Nähe von Neustadt/Aisch, etwa 11800 Einwohner.
Die evangelisch-lutherische Kirche Sankt Kilian, schöne alte Kirche mit immerhin 2 Emporen übereinander.
Die Windsbacher geben ein Konzert. Dieses Mal sehen sie ganz anders aus. Sie tragen feine Anzüge mit Wappen. Die jüngeren tragen Fliege, die älteren Krawatte.
Ihr Liederepertoire an diesem Abend umfasst die
Motette "Exultate Deo" von Alessandro Scarlatti,
die Lieder "Herr Gott, du bist uns're Zuflucht für und für", "Richte mich, Gott" und "Jauchzet dem Herrn, alle Welt" von Felix Mendelssohn-Bartholdy,
"Locus iste" und Os justi" von Anton Bruckner,
"Wie liegt die Stadt so wüst" von Rudolf Mauersberger,
"Morgengesang", "Wir glauben an einen Gott", "Der Mensch lebt und bestehet nur eine kleine Zeit", "Nachtlied" von Max Reger.

Dieses Konzert ist einfach wunderbar, gesteigertes Elysium sozusagen. Selten hört man einen Knabenchor so präzise und perfekt singen wie diesen. Der Chorleiter, Karl-Friedrich Beringer, hat diesen Chor zu einer kaum noch steigerbaren Meisterschaft gebracht. Wenn man allerdings die Jungen dieses Chores so kraftvoll aber auch sanft singen hört, dann ist man dankbar für jede Minute Musik, die man von diesem Chor geboten bekommt.

Chapeau, Windsbacher Kanbenchor!

Ich fand im Programmheft noch eine Werbeanzeige für den Windsbacher Knabenchor, die ich ganz nett finde. Hier ist sie:

[attach]28715[/attach]

Ich hoffe, der Bericht hat Euch gefallen.

Ender
Europa ist unser aller Zukunft. Wir haben keine andere.
Hans-Dietrich Genscher

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Ender« (8. Juni 2011, 00:34)

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Prometheus

Dr. Hasenbein

Registrierungsdatum: 10. August 2007

Beiträge: 8 473 Aktivitäts Punkte: 43 160

Wohnort: Schwäbischer Hasenbau

2

Dienstag, 7. Juni 2011, 05:57

Nett, da warste "nur" ca. 150 km von meiner Ortschaft in Twin Peaks entfernt. ;) :D
Vive et alios sine vivere!

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Eumenes

Torwächter

Registrierungsdatum: 12. November 2008

Beiträge: 2 585 Aktivitäts Punkte: 13 035

Wohnort: Valinor

3

Dienstag, 7. Juni 2011, 11:14

Du reist ja in ganz Deutschland (und Bayern ;) ) herum, Ender!
Aber wenn ich die Zeit und die Mittel hätte, dann würde ich auch mal ein Knabenchor-Hopping unternehmen ... :)
They who can give up essential liberty to obtain a little temporary safety, deserve neither liberty nor safety.
(Benjamin Franklin)
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Ender

Überlieferer der Zeit

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Beiträge: 5 564 Aktivitäts Punkte: 27 015

Wohnort: Enderversum

4

Dienstag, 7. Juni 2011, 11:31

@Prometheus
Nächstes Mal schaue ich vorbei. ;)

@Eumenes
Wenn das mal so einfach wäre wie es klingt.....

Ein "Hop" kommt noch, heute abend.

Ender
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Hans-Dietrich Genscher
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Haley

Administrator

Registrierungsdatum: 24. November 2002

Beiträge: 7 069 Aktivitäts Punkte: 37 385

5

Dienstag, 7. Juni 2011, 23:46

Den Windsbacher Knabenchor hätte ich auch gern einmal live erlebt.
Jemand, ich glaube, es war Caedmon, hatte mal gesagt, es wäre der beste Knabenchor Deutschlands.
So weit würde ich jetzt nicht gehen, denn es gibt zwischen den verschiedenen Knabenchören doch erhebliche Unterschiede (ich meine jetzt nicht qualitative).
Kann man z.B. den Tölzer Knabenchor mit den Thomanern vergleichen? Trotz Überschneidungen des Repertoirs denke ich nicht.
Für mich gibt es etliche hervorragende Knabenchöre in Deutschland. Der Windsbacher Knabenchor gehört auf jeden Fall dazu.
U.a. Jimbo und ich hatten ja auch schon gelegentlich mal Videos hier veröffentlicht.

Danke, Ender für Deinen Bericht!
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Ender

Überlieferer der Zeit

Registrierungsdatum: 23. Juni 2010

Beiträge: 5 564 Aktivitäts Punkte: 27 015

Wohnort: Enderversum

6

Donnerstag, 9. Juni 2011, 02:09

Aus Bayern in den Orient
oder
Mein "Knabenchor-Hopping" geht weiter

Sonntag, 5. Juni 2011
Eine heiße Zugfahrt mit 5 verschiedenen Nahverkehrszügen aus Bayern nach Halle/Sachsen.
Dort sind die Händel-Festspiele 2011. Und eine Aufführung will ich sehen um 18 Uhr. Der Fahrplan ist so berechnet, dass die Ankunft eine Stunde vor Konzertbeginn ist.
Aber die Deutsche Bahn macht eine dicken Strich durch diese Rechnung!
Der vierte von fünf Zügen ist aus dem Bahnhof „Jena Paradies“(gibt es wirklich, nicht nur den Film!) abgefahren und hält dann in Jena Saalebahnhof. Durchsage:“Vor uns auf der Strecke ist ein ICE liegengeblieben. Wir wissen nicht wann es weitergeht." Na super! Raus aus dem Zug, Taxi organisiert, bis zum nächsten Umsteigebahnhof fahren. Dort den Zug eine Stunde später nehmen. Ankunft in Halle, Gepäck ins Schließfach, Taxi „Zur Marktkirche, so nah wie möglich ran, bitte!“. Los geht es. Natürlich jede Menge rote Ampeln. Ankunft an der Kirche, bezahlen. Losrennen. Durch den Eingang, gerade als die Tür geschlossen wird und keiner mehr reingelassen wird. Einmal tief durchatmen. Auf der teuren Eintrittskarte(47 Euro) steht eine feste Reihe. Dort freie Platzwahl. Ist doch was. Programmheft gekauft, hingeflitzt, sitzen.
Es kann losgehen.
Was gibt es eigentlich? Naja, „Israel in Egypt“. Hat Händel bereits als britischer Staatsbürger komponiert. Allerdings ist dieses eine etwas andere Aufführung: ein „interreligiöses Projekt“, d.h. Es kommt nicht nur Händels Oratorium zur Aufführung, sondern auch traditionelle hebräische Toragesänge (Tora= 5 Bücher Mose) aus Israel und traditionelle Sufigesänge in arabischer Sprache. Dazu ist der israelische Musiker Yair Dalal mit seinem Al Ol Ensemble nebst einigen orientalischen Instrumenten angereist; dazu das „Ensemble L'arte des mondo“ aus Leverkusen unter seinem Leiter Werner Ehrhardt. Und deshalb hat das Werk nicht nur den Originaltitel sondern heißt vollständig „Israel in Egypt – Von der Sklaverei zur Freiheit“.
Die erwachsenen Sänger, männlich und weiblich, sind aus Israel. Ein Chor wird noch gebraucht. Das macht am besten ein Knabenchor. Es ist der „Tölzer Knabenchor“, der alle Chorpartien bestreitet.
Das Zusammenwirken dieser unterschiedlichen Sänger und Musiker muss man sich so vorstellen: die Geschichte der Sklaverei des Volkes Israel wird abschnittsweise in alt-hebräischer Sprache von israelischen Sängern vorgetragen. Es folgt dann der gleiche Teil aus Händels Oratorium gesungen von den Tölzer Chorknaben. Oder ein geringerer Anteil wird als Sufigesang in arabischer Sprache vorgetragen und dann wieder auf Englisch durch die Tölzer. Teilweise ist die orientalische Musik im Tanzrhythmus. Die Interaktion dieser verschiedenen Musiken baut sehr interessante Spannungsbögen auf, die sich dann wieder lösen. Die Musik des Orients und des Okzidents passt trotz Unterschiede zusammen. Dafür haben die musikalischen Leiter aus Deutschland und Israel gesorgt. Und der Leiter des Tölzer Knabenchores, Gerhard Schmidt-Gaden, hat alles mit seinen Jungen hervorragend einstudiert. Händels Musik ist dieser Knabenchor ja gewohnt, aber er meistert auch einige hebräische Gesänge aus dem alten Israel. Das ist nicht nur etwas Besonderes, sondern klingt auch besonders schön. Die Gesamtaufführung dauert zweieinhalb Stunden, unterbrochen von einer fünfzehnminütigen Pause.
Das Gesamtwerk wie aber insbesondere der Anteil des Tölzer Knabenchores bewirken bei mir Gänsehaut pur. Die Chorknaben singen ungeheuer intensiv. Von ihnen geht eine Begeisterung und Intensität aus, die den Zuhörer und -schauer doch ziemlich mitreißt. Wie viel harte Arbeit mag da wohl vorausgegangen sein! Als das Werk schließlich zuende ist, bekommen die Musiker und Sänger sofort stehende Ovationen. Und an der Stärke des Applauses merkt man, dass das Publikum dem Tölzer Knabenchor besonders dankt! Verdientermaßen! Noch ganz erfüllt von der wunderbaren Musik verlasse ich die Kirche. Vor dem Künstlereingang stehen viele der mitwirkenden Musiker, und eben auch die Jungen vom Tölzer Knabenchor. Sie haben eine Feuerprobe bestanden, und die Spannung löst sich. Sie sind ganz offensichtlich fröhlich und guter Dinge. Die jüngeren unter ihnen toben über den Marktplatz, spielen Fangen. Ob Ihr es nun glaubt oder nicht: diese Chorknaben sind tatsächlich ganz normale Jungen.
Schade, mein „Knabenchor-Hopping" (Eumenes) ist nun leider zu Ende. Nach einer Übernachtung in Leipzig fahre ich am Montag nach Hause.

Ich hoffe Ihr habt ein wenig Freude an meinem Bericht. Und nun freue ich mich auf Eure Kommentare.


Ender

Nachtrag: wer von Euch noch eine Aufführung dieses Werkes mit haargenau der gleichen Besetzung erleben möchte, hier die weiteren Termine:

13. Juni 2011 in Jerusalem/Israel

17. November 2011 in Leverkusen, also im wilden Westen.
Europa ist unser aller Zukunft. Wir haben keine andere.
Hans-Dietrich Genscher

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Ender« (9. Juni 2011, 12:04)

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Eumenes

Torwächter

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Beiträge: 2 585 Aktivitäts Punkte: 13 035

Wohnort: Valinor

7

Donnerstag, 9. Juni 2011, 11:30

:thx: für deinen Bericht, Ender.
Sicherlich etwas ganz Besonderes, die Tölzer auch mal einige für sie eher ungewöhnliche Sachen singen zu hören.

Übrigens liegt Halle in Sachsen-Anhalt. ;)
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(Benjamin Franklin)
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Ender

Überlieferer der Zeit

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8

Donnerstag, 9. Juni 2011, 12:03

@Eumenes

Ups... PEINLICH!!!
Du hast natürlich Recht!


Ender
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Hans-Dietrich Genscher
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Roteblume

unregistriert

9

Donnerstag, 9. Juni 2011, 15:11

Hi Ender

Da hast du mal wieder einen schönen Bericht geschrieben :lol:
Ich muss schon sagen deine Texte lesen sich super, da nehm ich mir auch die Zeit und lese alles gründlich durch ;)
Schön das es dir gefallen hat, aus deinem Bericht kommt ja die Begeisterung geflogen :D

LG,Roteblume
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danielad

Lebende Foren Legende

Registrierungsdatum: 7. März 2007

Beiträge: 1 092 Aktivitäts Punkte: 5 600

10

Donnerstag, 9. Juni 2011, 19:47

Danke für den tollen Bericht!!!

ich sage nichts zum Thema "wo befindet sich Halle an der Saale "... :) die Stadt hat etwas... zumindestens im Vergleich zu den anderen im gleichen Bundesland :)

Anbei ein Bild, das ich vor ein paar Jahren gemacht habe und wo unter anderem auch die Marktkirche zu sehen ist.

Auf dem zweiten Bild ist eine logische Fortsetzung des Begriffs auf dem Poster vom ersten Bild... Das ist allerdings schon ein ziemlichses Off-Topic. Sorry! Aber nostalgische Gefühle kommen ganz plötzlich wie aus dem Nichts :))
»danielad« hat folgende Dateien angehängt:
  • 061001-3440.jpg (158,99 kB - 123 mal heruntergeladen - zuletzt: 1. Februar 2016, 23:42)
  • 061002-3567.jpg (177,38 kB - 125 mal heruntergeladen - zuletzt: 1. Februar 2016, 23:42)
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Ender

Überlieferer der Zeit

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Wohnort: Enderversum

11

Donnerstag, 9. Juni 2011, 23:25

Danke.
Und schön, dass der Bericht Euch gefallen hat.
Und die Marktkirche ist die links im linken Bild mit den 4 Türmen. Ein tolles Gebäude.
Besonders von innen.


Ender
Europa ist unser aller Zukunft. Wir haben keine andere.
Hans-Dietrich Genscher
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Shane

unregistriert

12

Freitag, 10. Juni 2011, 03:04

"Knabenchor-Hopping" :lol: wie geil! Es hat Spaß gemacht deine Berichte zu lesen Ender! So interessant, dass auch ich kein Wort überspingen musste. Schön schön! Und wäre auf diesem Flyer, oder der Werbeanzeige für den Windsbacher Knabenchor, nicht die Internetseite aufgedruckt, würde ich denken, die sei aus den 70'ern oder so hihi ;) Hat was..... ich liebe diese Atmo... .
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