Es verschlug mich nach Bayern, und das ohne Pass und Visum...
oder
Den Windsbachern ein wenig näher
Tja, da bekommt man einen Tipp und fährt nach Bayern, welches tatsächlich im Schengen-Raum liegt.
Windsbach, ein hübscher kleiner Ort in Bayern im mittelfränkischen Landkreis Ansbach. Etwa 6030 Einwohner. Herrliche alte Häuser entlang der Hauptstraße, makellos sauber, 2 Stadtore. In der Nähe des oberen Tores ein kleines Wirtshaus mit Gästezimmern wo ich übernachtete. Denn am nächsten Tag ist Himmelfahrt. Und da bin ich seit langer Zeit mal wieder in einem Gottesdienst in dieser stark evangelisch-lutherisch geprägten Gegend des sonst tiefkatholischen Freistaates Bayern. Und warum das? Weil es in diesem hübschen Ort etwas besonderes gibt: den
Windsbacher Knabenchor. Und der singt in diesem Gottesdienst. Dafür hat sich die lange Fahrt gelohnt. Sein Domizil hat dieser Chor oberhalb des oberen Tores.
Zwar sind die Jungen dieses Chores bestimmt keine Engel aber engelhaft ist ihr Gesang, der den geneigten Zuhörer doch schnell ins Elysium versetzt. Dabei sehen sie einfach wie normale Jungen aus. Keine Chorkleidung, ganz einfach in Freizeitkleidung. Bei diesem himmlischen Gesang vergisst man fast, dass ihr Internatsleiter, seines Zeichens ein Pastor, auch noch eine gute Predigt hält zum Thema Abschied.
Die Gesangsdarbietungen des Windsbacher Knabenchores in diesem Gottesdienst machen Lust auf mehr.
Dafür gibt es zwei Tage später eine gute Gelegenheit.
Sonnabend, 4. Juni 2011. Ortswechsel: Bad Windsheim, in der Nähe von Neustadt/Aisch, etwa 11800 Einwohner.
Die evangelisch-lutherische Kirche Sankt Kilian, schöne alte Kirche mit immerhin 2 Emporen übereinander.
Die Windsbacher geben ein Konzert. Dieses Mal sehen sie ganz anders aus. Sie tragen feine Anzüge mit Wappen. Die jüngeren tragen Fliege, die älteren Krawatte.
Ihr Liederepertoire an diesem Abend umfasst die
Motette "Exultate Deo" von Alessandro Scarlatti,
die Lieder "Herr Gott, du bist uns're Zuflucht für und für", "Richte mich, Gott" und "Jauchzet dem Herrn, alle Welt" von Felix Mendelssohn-Bartholdy,
"Locus iste" und Os justi" von Anton Bruckner,
"Wie liegt die Stadt so wüst" von Rudolf Mauersberger,
"Morgengesang", "Wir glauben an einen Gott", "Der Mensch lebt und bestehet nur eine kleine Zeit", "Nachtlied" von Max Reger.
Dieses Konzert ist einfach wunderbar, gesteigertes Elysium sozusagen. Selten hört man einen Knabenchor so präzise und perfekt singen wie diesen. Der Chorleiter, Karl-Friedrich Beringer, hat diesen Chor zu einer kaum noch steigerbaren Meisterschaft gebracht. Wenn man allerdings die Jungen dieses Chores so kraftvoll aber auch sanft singen hört, dann ist man dankbar für jede Minute Musik, die man von diesem Chor geboten bekommt.
Chapeau, Windsbacher Kanbenchor!
Ich fand im Programmheft noch eine Werbeanzeige für den Windsbacher Knabenchor, die ich ganz nett finde. Hier ist sie:
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Ich hoffe, der Bericht hat Euch gefallen.
Ender
Europa ist unser aller Zukunft. Wir haben keine andere.
Hans-Dietrich Genscher
Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Ender« (8. Juni 2011, 00:34)