Da ich jetzt gerade "Luft" habe, wieder einigermaßen munter bin, folgt nun der Bericht. Vorab möchte ich mich für die schlechte Kamera-Arbeit entschuldigen. Da ich gegen die Sonne fotografieren musste, hat die aber zumindest eine Teilschuld. Ich hoffe trotzdem, dass euch der Bericht gefällt.
Die Berichte hier hatten mich neugierig gemacht und so bin ich letzten Freitag, quasi direkt von der Arbeit, nach Hannover aufgebrochen, um das darauffolgende Wochenende Theater anzusehen. Und da sich die lange Fahrt für nur ein Stück nicht rechtfertigen lässt, habe ich mir gleich drei verschiedene Schauspiele angesehen. Jedes für sich, einzigartig und nicht miteinander vergleichbar - aber jedes war es unbedingt wert, gesehen zu werden.
Da die Zugverbindung bis nach Hannover von meiner Seite aus sehr gut ist, war ich, innerhalb von drei Stunden dort, die zehn Minuten Verspätung mal nicht mitgerechnet. Ich bin inzwischen so weit, darüber hinwegsehen zu können. Die S-Bahn nach Barsinghausen hatte ebenfalls Verspätung, in sofern hat's gepasst und ich konnte pünktlich vor Beginn meine Karten abholen, den Platz suchen, während sich die Zuschauerränge langsam füllten. Das erste Stück war aber nicht "Jim Knopf", mein Theater-Wochenende sollte mit "Cabaret" beginnen.
-Handlung Cabaret-
Berlin zu Beginn der 1930er Jahre.
Cliff Bradshaw, ein junger amerikanischer Schriftsteller, reist nach Berlin, um dort einen Roman zu schreiben. Durch die Bekanntschaft mit Ernst Ludwig kommt er in der Pension des ältlichen Fräulein Schneider unter. Über denselben lernt Cliff auch den Kit-Kat-Club kennen, wo er die englische Sängerin Sally Bowles trifft. Sie ist der Star der Show – und dies nicht nur wegen ihres künstlerischen Talents. Als Sally entlassen wird, nimmt sie Zuflucht in Cliffs Pensionszimmer, und die beiden werden ein Paar. Auch zwei anderen Pensionsbewohnern begegnet, wenn auch spät, das Glück. Herr Schultz nämlich wirbt erfolgreich um Fräulein Schneider. Doch als sich auf der bald folgenden Verlobungsfeier herausstellt, dass Schultz Jude (und der als Gast anwesende Ernst Ludwig Nationalsozialist) ist, kann Fräulein Schneider sich der heraufziehenden vergifteten Atmosphäre nicht entziehen. Die Verlobung wird gelöst, Herr Schultz verlässt die Pension. Nach diesem Vorfall möchte Cliff Deutschland verlassen, wohingegen Sally weiter von ihrer großen Karriere in Berlin träumt. Als sie dann das gemeinsame Kind abtreibt, hält den Amerikaner nichts mehr. Die Zurückbleibenden aber sehen einer ungewissen Zukunft entgegen.
Ja, was soll man dazu sagen? Natürlich ist es kein YS-relevantes Stück, aber dennoch wichtig, schon alleine aufgrund der Thematik, deren Umsetzung auch hätte in die Hose gehen können. Tat sie aber nicht. Die Zuschauer waren jedenfalls sehr eingenommen, von der Barsinghauser Variante und klatschten an den richtigen Stellen, hielten an anderen, auch wieder an den richten Stellen, den Atem an, wie von der Regisseurin Renate Rochell beabsichtigt. Einer der Höhepunkte, an denen man die Spannung im Publikum förmlich spüren konnte, war ein Gesang aus dem Off. Eine wunderbar klare Jungenstimme sang vom kommenden Vaterland und läutete damit die Wende in der Handlung ein, aus Heiterkeit wurde bitterer Ernst. Das Publikum war begeistert über den Gesang, aber klatschte der Thematik angemessen, nicht. Das war auch so gewollt.
Die Jungenstimme gehörte übrigens, und deswegen erwähne ich "Cabaret" überhaupt, zu den Hauptdarsteller im "Jim Knopf und die Wilde 13". Da man einen 12- bis 13-jährigen ja nicht zu jeder Abendvorstellung singen lassen konnte, hatte man ihn das Lied vorher singen gelassen und aufgenommen.
Weiter ging es, am nächsten Tage mit "Viel Lärm um nichts", vorher aber wurde ich mit den Schauspielern und anderen am Theater beteiligten Personen bekannt gemacht, die man sonst so nicht zu sehen bekommt, die aber wichtig sind für das Funktionieren der Freilichtbühne, deren Eindruck auf den Fotos täuscht. Sie ist viel größer und übrigens, sehr schön gelegen. Dann ging es auch mit diesen Stück los und wieder einmal volle Publikumsränge. Hätte ich nicht gedacht, schließlich steht das Stück schon seit Juni zur Aufführung, dies war dann auch die letzte für die Saison. Schade. Am Ende wurde traditionsgemäß das Rollenbuch begraben.
Dies waren übrigens die Stücke, in denen auch unser Ender seine schauspielerischen Talente zeigen konnte. Er macht das gut. Ender, nächste Saison versuche eine Hauptrolle zu bekommen.
Am Sonntag wurden zunächst einmal Kindheitserinnerungen geweckt. Fehlte auch die Zeit, um mir Hannover genauer anzusehen (Muss ich unbedingt mal tun.), so konnte ich mir wenigstens anschauen, was aus den Expo-Gelände und den Länder-Pavillions geworden ist. Ender ist auf diesen Gebiet Fachmann und es ist erstaunlich, was man alles so erfährt, was man noch nicht wusste und was man schon längst vergessen hatte. Nur, tut euch einen Gefallen. Wer den Niederländischen Pavillion in Erinnerung hat, schaut ihn euch nicht an, wie der heute aussieht. Ein Trauerspiel.
Dagegen war "Jim Knopf und die Wilde 13" eine Aufmunterung und ein lohnendes Theaterstück für die ganze Familie. Ich hatte einen der besten Plätze und da eine Familie mit zwei kleinen Kindern nur noch eine Platzkarte, direkt hinter mir, bekommen hatte, erbot ich mich zu rutschen, so dass wenigstens einer der Kinder neben mir sitzen konnte. Den Platz vollständig mit mir tauschen, haben sie dankend abgelehnt, obwohl ich das auch gemacht hätte. Ob nun erste oder zweite Reihe, ist ja eigentlich egal. Nun, so blieb ich in der ersten mit einen neuen Sitznachbarn, der mir gleich erzählte: "Das letzte Stück habe ich erlebt als ich Vier war." Das Leben eines Kindes kann schon aufregend sein und so ging es dann auch los.
Zu den Theaterstück selbst, muss ich an sich nicht viel sagen, nur so viel: Es machte Spaß. Den Kleinen und den Großen. Den Schauspielern und den Familien im Publikum.
Hier, ein paar ausgewählte Bilder (Wie gesagt: Entschuldigung.). Ich hoffe, man erkennt trotzdem etwas.
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Das Wetter meinte es gut mit uns und schlecht mit meiner Kamera. König Alfons der Viertel-vor-Zwölfte möchte einen wichtigen Beschluss verkünden.
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Der König legt fest, wann künftig Jims Geburtstag ist. Auf den Tag vor genau zehn Jahren, kam er als kleiner Junge in einen Paket nach Lummerland. Mit einer Nachricht der Post HDL beginnt das nächste große Abenteuer.
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Auf ihrer Reise begegnen Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer vielen alten Bekannten, aber sie treffen auch neue Gestalten.
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Ich möchte auch so ein kleines Walross haben, durfte aber keines mitnehmen.
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Der Aufwand eines Theaterstückes zeigt sich im Bühnenbild und den Kostümen.
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Gefahr! Die Seeräuber "Die Wilde 13" kommen.
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Jim entdeckt mit Hilfe seiner Freunde, den Piraten und den Goldenen Drachen der Weisheit (vormals Frau Mahlzahn) das Geheimnis seiner Herkunft.
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Nach Stückende verabschieden sich die Schauspieler. Es wird gesungen und geklatscht.
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König Alfons der Viertel-vor-Zwölfte überreicht dem kleinen Sieger der zuvor stattgefundenen Verlosung seinen Preis. Einen Truck mit der Aufschrift "Barsinghauser Freilichtbühne".
Damit musste leider auch mein Besuch in Hannover enden und so habe ich mich beeilt, zur S-Bahn zu gelangen. Mit Ender in einen hübschen kleinen Restaurant noch etwas gegessen, verabschiedeten wir uns am Zug. Ein Wiedersehen ist beiderseits geplant und ich freue mich derweil auf die Theaterstücke der nächsten Saison. Was geplant ist? Nun, die Verkündigung gebührt zu gegebener Zeit jemand Anderen.
Alle Theaterstücke und auch das ganze Drum-herum haben mir Spaß gemacht. Es war schön, zu sehen, was so alles auf die Beine gestellt werden kann. Und ihr müsst unbedingt bei Gelegenheit dort vorbeischauen, auch wenn's weit von euch entfernt liegen mag. Barsinghausen lohnt sich und in Absprache mit Ender gibt es sicher ein passendes Rahmenprogramm.
Ich komme gerne wieder.
Euer samuel.