Leider ging es mir heute früh nicht ganz so gut und so hatte ich Zeit, die TV-Aufnahme durchzusehen, dieser Dokumentation, die seit letzter Woche auf meiner Festplatte lagerte, um die ich aber schon mehrmals herumgeschlichen bin und überlegt habe, ob es dieser Film wert ist, ihn auf DVD zu besitzen oder nicht. Darum erst einmal, sich mit der Aufnahme zufrieden geben und los ging es. Allerdings, um das einmal klarzustellen, bin ich doch nicht, wenn ich das mal so überlege, ganz unvoreingenommen an "Francesco und der Papst" herangegangen, wie man es eigentlich bei jeden Film machen sollte, was daran liegt, dass ich wohl in vielen Dingen, die Fragen des Glaubens oder Religion und das gebe ich ganz offen zu, wohl große Bildungslücken habe und der Institution Kirche sehr kritisch gegenüber stehe, nicht zuletzt deshalb, weil sie in vielen Dingen, eine, mir scheint, weltfremde oder doch zumindest etwas entrückte Vorstellungen und Ideen hat, aber das ist nicht das Thema dieses Filmes, doch erklärt es, warum ich eher mit der Position der Mutter in Übereinstimmung sehe, die diese Probleme sieht, als mit der Position Francescos, der ganz in seiner Position als Sänger im Knabenchor der Sixtinischen Kapelle aufgeht und den Papst bewundert, sich aber auch Gedanken macht, wie der Papst denn wohl so ist.
Seine Motivation für den Gesang ist wohl noch am ehesten für mich nachvollziehbar. Natürlich und das will keiner bestreiten, ist Gesang und das Beherrschen und Ausbilden einer Stimme nichts anderes als anstrengende Arbeit und die Belohnung liegt in einen gelungenen Auftritt, etwa einer besonders schönen und klar gesungenen Motette und so kann ich seine Begeisterung und auch Ängste verstehen, als er erfährt, dass ausgerechnet er ein Solo vor den obersten Glaubenshüter der Katholischen Kirche singen soll. Wird er es schaffen? Und vor allem, wird seine Stimme bis dahin durchhalten? Francesco ist ja zwölf Jahre alt und damit vom einschneidenden Stimmbruch nicht mehr so weit entfernt. Ich verstehe aber auch seine Brüder, die ihrerseits Francesco nicht verstehen wollen oder es können, dass er sich in dieser streng reklamentierten Welt seinen Platz sucht, zumindest, wenn er die Chorschule besucht oder von seinen Auftritten erzählt bzw. wenn er üben muss und das die anderen Familienmitglieder von komisch bis störend empfinden, je nach Situation.
Am Ende bekommt Francesco eine ganz besondere Belohnung, ein paar Augenblickwechsel und ein paar freundliche Worte vom Heiligen Vater selbst, doch, und dies ist den Jungen hoch anzurechenen, zeigt er sich am Ende nachdenklich. Seine Begeisterung für den Chor und die Musik ist immer noch da. Das Leben des Papstes und damit auch die Institution Kirche und die Religion, sieht er ein klein wenig kritischer. Die imaginäre Brille ist nicht mehr so ganz rosarot gefärbt. Der Junge wird sicher seinen Weg gehen, egal, was er später werden oder machen will und das mit Perfektion, die er auch im Gesang an den Tag legt, dessen bin ich überzeugt. Für mich war es ein interessanter Einblick in die Gedankenwelt eines Jungen und in das Innere des Vatikans, mal etwas unkritischer Natur, wie sie heutzutage selten vorkommt. Zurück bleibt vielleicht die Erkenntnis, dass man zwar Religion und die Institutionen Kirche und Papst kritisch betrachten sollte, aber differenziert, denn das eine ist nicht gleich das andere.
Euer samuel.
Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »samuel« (1. April 2013, 21:21)