Hallo zusammen,
Ich hätte ja eigentlich schon eher darauf kommen können, aber naja, es geht nicht alles auf einmal. Ich möchte mal auf einen fast 13jährigen Sportler aus Mattstädt (bei Apolda) aufmerksam machen. Er ist wohl der jüngste Motocross-Fahrer aller Zeiten, der sogar an der Weltspitze mithalten kann
. Die Rede ist von
Ken Roczen. Kenny in Deutschland anzutreffen ist eher eine Seltenheit. Er hat hier bereits keine Konkurrenz mehr
. Deshalb... aber lest mal selbst hier ein Bericht aus der heutigen THÜRINGER ALLGEMEINEN vom 11.4.07
Kenny verdient das Geld
Autogrammkarten mit Kenny, Kalender mit Kenny - ja selbst eine Fan-Kollektion mit "Kenny"-Aufdruck ist auf dem Markt. Motorrad-Kenner und Fans sind sich einig: Der zwölfjährige Ken Roczen aus Mattstedt wird Deutschlands Motocross-Star. Als jüngster Werksfahrer aller Zeiten wird das Talent bereits professionell unterstützt. Ein Leben auf der Überholspur - manchmal dabei auf schmalem Grat.
MATTSTEDT. Ein zierlicher Junge stürmt um die Ecke. Einer, bei dem man schon Angst hätte, ihn auf dem Motorrad nur mitzunehmen, weil der Wind ihn einfach wegblasen könnte. "Hey, ich bin Kenny", sagt er. "Ich drehe noch schnell eine Runde." Sekunden später kickt Ken Roczen lässig seine Maschine, rast davon, kreuz und quer über die Piste, zeigt meterhohe gewagte Flugeinlagen, bei denen das Motorrad waagerecht in der Luft liegt.
Gelernt hat der Junge aus Mattstedt nahe Apolda die wilde Hatz über Stock und Stein hinterm Haus, nur wenige Meter vom eigenen Zimmer entfernt. Vater Heiko Klepka, selbst Motocross-Fahrer, hatte Anfang der 90er-Jahre mit ein paar Freunden eine Rennstrecke an der B 7 gebaut. Als Klepka 1997 den MSC Mattstedt gründete, verdrängten die sportlichen Ansprüche den illegalen Fahrspaß. Mit drei Jahren drehte Roczen junior die ersten Runden und zeigte der Konkurrenz bald nur noch das Hinterrad. Mit zehn Jahren stieg er in die Junioren-Meisterschaft ein und wurde jüngster deutscher Meister aller Zeiten. Gegner gingen dem Steppke in Deutschland schon früh aus.
Auch deshalb tingelt die Familie nun seit zwei Jahren mit ihrem zehn Meter langen silberblauen Wohnmobil an den Wochenenden durch Europa. An Bord haben es die Roczens mittlerweile luxuriöser als zu Hause: Ein Flachbildschirm, ein riesiger Kühlschrank und eine kleine Badewanne machen das Leben auf Rädern zu einem angenehmen Kurztrip, von dem die Familie meist mit dem Siegerpokal zurückkommt. Der Junge sammelt die "Staubfänger" (Ken Roczen) wie andere Kinder Briefmarken.
Im vorigen Jahr wurde Ken Roczen bei der internationalen ADAC-Serie in der 85-Kubikzentimeter-Klasse Gesamtsieger - als Jüngster, Leichtester und Kleinster. "Das war immer so und sorgt natürlich für Aufsehen", erzählt der Vater. Der Vizweltmeister ist gerade einmal 1,47 Meter groß und 42 Kilo leicht, sein 85-ccm-Motorrad wiegt das Doppelte. "Kein Problem, ich hab die Maschine im Griff", grinst der Blondschopf. In dieser Saison will er sogar mit der großen 250er-Viertakt-Suzuki den Youngster-Cup der 14- bis 21-Jährigen erobern. Nur mit einer Sonderlizenz bekam er ein Startrecht. "Die 85er-Maschine wäre jetzt eigentlich die richtige Größe, aber es gibt keine entsprechenden Gegner." So ein Talent bleibt nicht lange unbeachtet. "Ken ist der beste zwölfjährige Motocrossfahrer der Welt und das größte Talent, das wir im deutschsprachigen Raum je hatten", schwärmt Deutschlands wichtigster Motorrad-Mann Bert Poensgen.
Der 59-jährige Vater von Grand-Prix-Pilotin Katja Poensgen leitet seit 1984 den Vertrieb und das Marketing von Suzuki Motorrad und kennt die Szene wie kein anderer: "Bleibt Kenny verletzungsfrei, wird aus ihm ein ganz Großer." Poensgen will aber nichts dem Zufall überlassen. Im letzten Jahr holte der Manager Ken Roczen in sein Suzuki-Team. Ein Fünfjahresvertrag für einen Elfjährigen ist in Europa bisher einmalig. Die Motorrad-Manufaktur und andere Sponsoren schnürten ein komplettes Paket, um Roczen junior auf dem Weg zur WM der Großen professionell zu unterstützen. Davon profitiert nun die gesamte Familie.
"Kenny hat uns arbeitsmäßig versorgt", sagt der stolze Vater, der aus dem Jahresbudget als Trainer und Mechaniker finanziert wird. Selbst Mutter Steffi, die sich als Sachbearbeiterin um den ganzen "Papierkram und die Homepage" kümmert, kann dank Filius das Leben als Harz-IV-Empfängerin hinter sich lassen. Mit dem Sponsorenvertrag sind bei der Familie sämtliche finanziellen Schwierigkeiten verschwunden.
Dafür ist es kompliziert, die Schulbehörde als Soziusfahrer zu gewinnen. "Ich habe mich manchmal gar nicht mehr getraut, nach Freistellungen zu fragen", sagt der Vater. Neben den vielen Rennen fallen auch immer öfter Fernseh- und Werbetermine an. "Wo Kenny nicht unbedingt dabei sein muss, lasse ich ihn zu Hause", so Klepka und berichtet von einem Kooperationsvertrag mit der Schule in Apolda, um Fehlzeiten zu kompensieren. "Pauken im Wohnmobil gehört deshalb dazu. Er soll auf alle Fälle den Realschulabschluss machen", fordert seine Mutter energisch.
Trotz der Pflichten hat Ken durchaus seine Freiheiten. Einen Trainingsplan gibt es nicht, sein Bewegungsdrang sei noch viel zu groß, meint der Trainer-Vater: "Wenn er lieber mit Freunden Fahrrad fahren will, soll er das machen. Er ist ja noch ein Kind."
Für die Eltern ist das Leben mit ihrem Ausnahmetalent dennoch oft eine Gratwanderung. Neider und Kritiker tauchen immer wieder auf. Und Fragen. Ist das alles seriös? Ist der Rummel um Ken nicht schon viel zu groß? Und ist das nicht viel zu gefährlich? Bisher kann Klepka feststellen: "Von den Sponsoren bekommen wir keinen Druck. Für Kenny ist Motorsport Spaß. Den Trubel um ihn versuchen wir bestmöglich fernzuhalten." Wie gefährlich der Motorsport ist, wissen die Eltern: "Klar macht man sich Sorgen. Aber gutes Training kann das Risiko deutlich verringern", beruhigt sich der Vater. "Angst kenne ich nicht", ergänzt Ken. "Die Sprünge probiere ich immer wieder aus. Die kann man nicht beigebracht bekommen. Wie ich richtig falle, habe ich auch gelernt." Wobei ein Sturz nicht häufig passiert. Und so war ein Schlüsselbeinbruch bisher auch die schlimmste Verletzung.
Kenny klopft auf den Holztisch und fragt: "Brauchen Sie mich noch? Ich möchte spielen gehen." Er setzt die Red-Bull-Mütze verkehrt herum auf und verschwindet. Der Getränkehersteller ist einer der Geldgeber, obwohl das Trinken der Limonade wegen aufputschender Wirkung erst ab dem Jugendalter empfohlen wird.
Ken Roczen ist noch ein Kind.
SOWEIT DIE ZEITUNG
Hier noch ein Link sowie ein paar Bilder von Kenny, er feiert am 29. April seinen 13. Geburtstag.
http://www.myvideo.de/watch/959332