Guten Abend, liebe Casperworld-Gemeinde, Ich bin nun also wieder zurück von meinem kleinen Berlinale-Ausflug
Wir haben uns den Film "Das Jahr, als meine Eltern im Urlaub waren" von Cao Hamburger, im Kino
Zoo Palast angesehen - a' 3 Euro die Karte, also durchaus bezahlbar.
Noch schnell zu der Situation vor dem eigentlichen Film: Über den (natürlich eigens für uns ausgelegten
) roten Teppich kam man noch vergleichsweise gut voran, dahinter sah's dann schon
etwas anders aus - der Andrang war doch nicht unerheblich, in dieser Dimension auch eine neue Erfahrung für mich - aber macht ja nichts, (ganz gute) Plätze haben wir ja noch bekommen.
Auffallend war das recht altertechnisch recht gut durchgemischte Publikum - aber es ist ja auch nicht explizit und ausschließlich als reiner "Kinderfilm" zu bezeichnen, zumal einige ernsthafte und für die jüngeren sicherlich nicht ganz
einfache Themen behandelt wurden - trotzdem, der Film war ab 8 Jahren freigegeben bzw. "empfohlen".
Zu Beginn des Films war ich noch ein klein wenig verunsichert, aus zweierlei Gründen: Es wurde angekündigt, der Film würde in Originalsprache mit englischen Untertiteln, sowie aber auch "live-synchronisiert" (Sprecherin in der Ecke des Kinos) dargeboten - also quasi in 3 Sprachen gleichzeitig. Zum zweiten waren doch recht viele, merklich jüngere Kids im Kinosaal, welche vor dem Film natürlich ihre Späßchen machten... nicht wirklich störend
, aber ich vermutete erst, das könnte wohl den ganzen Film über ähnlich weitergehen...
Doch dann lief der Film an, und nach einiger Zeit waren meine Bedenken auch schon wieder relativiert worden: Man gewöhnte sich schnell an die für mich ungewöhnliche und völlig neue Art einer Sprachmixtur, später achtete man fast gar nicht mehr darauf, und es herrschte doch tatsächlich den ganzen Film über völlige Ruhe im Saal - niemand redete, wenige gingen aufs "stille Örtchen" (war wohl einer der einzigen, mit meiner schwachen Blase
)- eigentlich recht ungewöhnlich und überraschend, vor allem, wenn's so viele eigentlich "energiegeladene" Kids dabei hat - woran mag's liegen ? Der Film selbst war jedenfalls durchaus beeindruckend, und auch zu recht
auch im Wettbewerb - mal schauen, ob's auch noch Preise geben wird, ist wohl aber, in Anbetracht der starken Konkurrenz, eher unwahrscheinlich.
Im Film geht es hauptsächlich darum, wie ein in Brasilien lebendes Elternpaar ihren Sohn für die Zeit ihrer politischen Flucht (Film spielt 69/70, in Bezug auf die damals vorherrschende Militärdiktatur) bei seinem Großvater unterbringen wollen. Dann die große Überraschung: der Großvater lebt gar nicht mehr, starb zwischenzeitlich an einem Herzinfarkt. Da steht nun also der 12-jährige Mauro (großartig gespielt von "newcomer" Michel Joelsas) alleine vor der Tür seines Großvaters, wartet vergebens auf Einlass - die Eltern sind zwischenzeitlich natürlich schon auf und davon.
Kleine Anmerkung: Diese Tatsache allein war unter anderem schon Streitpunkt mancher Kritiken, welche auf eine gewisse "Sorglosigkeit" der Eltern abzielten, die ihr Kind eben nicht persönlich beim Großvater "abgaben", sondern eben nur von der Tür, in der Annahme, er würde schon da sein - gewiss leicht fraglich, doch muss man sich auch die Situation der Eltern klarmachen: sie hatten kurz zuvor noch mit ihm telefoniert, und sie waren ja auf der (dringlichen) polit. Flucht - aber darum geht es ja nicht wirklich - wären die Eltern bis mit vor die Tür gekommen, wäre die Geschichte auch wohl kaum so entstanden
. Wollte dies nur anmerken, da ich es in einer anderen Kritik gelesen habe.
So findet der junge Mauro einen Freund in dem jüdischen Nachbarn Schlomo, der sich fortan mehr oder weniger um ihn kümmert, während dieser auf den versprochenen Anruf seiner Eltern wartet... wrst recht "harsch" ausfallend , wird diese Beziehung im Laufe des Films jedoch immer herzlicher.
Dies als Grundgeschichte, ich fande diese eigentlich sehr gut umgesetzt. Der Film schafft es zwar nicht, einen wirklichen Eindruck von der politischen Situation im damaligen Brasielien zu vermitten, doch ich denke, dies diente ohnehin vielmehr als "Aushänger", Spielraum für die Geschichte, wie auch die damalige Fussball-Wm als positives Gegenelement. Das Hauptaugenmerk wurde auf die Geschichte des jungen Mauro gelegt, hauptsächlich darauf, wie er dieses eine Jahr ohne seine Eltern verbringt, was er währenddessen erlebt. Und das war meist weniger ernst als gedacht, der Film hatte durchaus einige sehr amüsante Momente, versprühte viel Lebensfreude, eben trotz der alles umgebenden politischen Situation, und regt wohl auch zum Nachdenken, bzw. Nachfragen (vor allem seitens der Kinder) über die damaligen Situation an - den Kindern selbst hat es offensichtlich gefallen, sonst säßen sie ja nicht derart ruhig da ("gebannt" vom gezeigten) - kann mich dieser Stimmung allerdings nur anschließen, habe es nicht bereut, diesen Film gesehen zu haben. Schauspielerisch und Stimmungstechnisch absolute Spitze, auch in emotionalen Belangen wurde nichts über- oder untertrieben. Der Film blieb die meiste Zeit über auch völlig wertungsfrei, verurteilte quasi nichts und niemanden, man konnte einfach einen kleinen, relativ unkomplizierten Einblick in dieses interessante, und ungewöhnliche Jahr des jungen Mauro gewinnen - die oftmals hervorgehobene Thematik des Fussballs interessiert mich persönlich weniger, war für den Film selbst zwar nicht ohne, aber auch nicht von zentraler Wichtigkeit.
Kurz: Ein guter Film, hoffe, ihn irgendwann einmal auf Dvd in den Händen zu halten, verdient hätte er es (wie so viele andere
) allemal.
Jetzt schreib ich hier soviel, macht natürlich nicht ganz so viel Sinn für diejenigen, die den Film selbst noch gar nicht gesehen haben...
Wie auch immer, eine sehr schöne (und qualitativ sehr hochwertige)
Bildergallerie zum Film ist
hier zu finden.
Eine
offizielle Webseite mit Trailern, Informationen, weiteren Fotos etc. gibt es natürlich auch
Liebe, und "bärige" Grüße,
Jimbo