(english: The Kite Runner; français: Les cerfs-volants de Kaboul)
Kabul, Afghanistan in den 70er Jahren.
Amir wächst bei seinem Vater auf, den er Baba nennt. Er möchte seinem Vater gefallen, aber er genügt dessen Ansprüchen nicht. Konflikten weicht er aus und, wenn er doch in einen Konflikt gerät, verteidigt er sich nicht. Fußballspielen kann er auch nicht. Er wünscht sich, von seinem Vater auf den Schoß genommen zu werden, doch das geschieht nur selten. Amir mag Geschichten, denkt sich auch selbst Geschichten aus und liest was er bekommen kann. Mit der Zeit hat sich in seinem Kinderzimmer eine stattliche Bibliothek angesammelt.
Mit im Haus seines Vaters lebt Ali (der mit Amirs Vater zusammen aufgewachsen ist) als Diener sowie dessen Sohn Hassan, mit dem Amir die meiste Zeit seiner Kindheit verbringt. Hassan ist ein Jahr jünger als Amir und der liebste Freund, den man sich nur denken kann. Er würde für Amir alles tun. Wenn er Amir einen Wunsch erfüllen kann, sagt Hassan immer: „Für dich – tausend mal.“
Amir hingegen ist oft gemein zu Hassan und lässt ihn spüren, dass dieser zu einer in Afghanistan wenig geachteten ethnischen Minderheit (der
Hazara) gehört.
Hassan kann auch nicht Lesen und Schreiben wie Amir und, obwohl Hassan nicht dumm ist, bringt Amir Hassan das Lesen und Schreiben auch nicht bei und genießt wohl auch etwas den Vorteil, den er durch das Lesenkönnen hat. Aber er liest Hassan oft Geschichten vor und Hassan liebt es, von Amir Geschichten vorgelesen zu bekommen. Einmal, beim Vorlesen, liest Amir Hassan nur den Anfang der Geschichte vor und den Rest denkt er sich selbst aus, tut aber weiterhin so, als ob er vom Buch abliest. Hassan bemerkt dies nicht. Als Amir Hassan hinterher fragt, wie ihm die Geschichte gefallen hat, begann Hassan zu klatschen.
"Was machst Du denn?" fragte ich.
"Das war die beste Geschichte, die Du mir seit langem vorgelesen hast", sagte er, immer noch klatschend.
Ich lachte. "Wirklich?"
"Wirklich."
"Faszinierend", murmelte ich.
...
...
...
Hassan fragte mich etwas.
"Wie bitte?" sagte ich.
"Was bedeutet >faszinierend<?"
Ich lachte. Packte ihn, zog ihn heftig in meine Arme und drückte ihm einen Kuss auf die Wange.
"Wofür war das denn?", fragte er erstaunt und errötete.
Ich versetzte ihm einen freundschaftlichen Schubser. Lächelte.
"Du bist ein Prinz, Hassan. Du bist ein Prinz, und ich liebe Dich."
...
Amir beginnt von diesem Zeitpunkt an, alle Geschichten die er sich ausdenkt aufzuschreiben.
Mit dem Winter beginnt auch die Saison des Drachensteigens, dessen Höhepunkt ein Wettkampf ist. Die Schnüre der Drachen sind mit Glasstaub beschichtet und es gilt, mit der Schnur des eigenen Drachen die Schnüre anderer Drachen durchzutrennen und diese so vom Himmel zu holen. Der Besitzer des Drachen, der als letzter oben ist, hat gewonnen. Amir und Hassan sind ein eingespieltes Team. Sie haben schon viele Drachen heruntergeholt. Amir will natürlich gewinnen. Sieht er doch die Chance, damit auch endlich die Anerkennung seines Vaters zu erlangen, die er sich so sehr wünscht, denn dem Gewinner des Drachenwettkampfes ist ein hohes Ansehen garantiert.
Um es vorwegzunehmen, Amir gewinnt den Kampf. Es gelingt ihm, die Schnur des blauen Drachens, der als letzter Konkurrent von Anfangs über 50 Drachen noch am Himmel ist, durchzutrennen. Nun gilt es, diesen blauen Drachen zu finden, damit Amir diesen seinem Vater als Trophäe vorzeigen kann. Eine ganze Schar von Kindern setzt sich in Bewegung, um diesen Drachen zu suchen. Einer der besten Drachenläufer allerdings ist Hassan. Es ist für ihn keine Frage, diese Trophäe für seien Freund Amir zu holen. Hassan sprintet los und ... bleibt verschwunden. Amir beginnt Hassan zu suchen. Die Dunkelheit bricht herein. Erst spät, als es bereits völlig dunkel ist, findet er Hassan in einem Hinterhalt. Er wird von drei älteren Jungs bedroht, denen er schon einmal nur um Haaresbreite entkommen war. Sie stellen ihn vor die Wahl, entweder den blauen Drachen herauszugeben, oder es würde etwas Schreckliches mit ihm passieren. Als Angehöriger der Hazara würde es ohnehin kaum jemand interessieren, wenn ihm etwas zustößt. Das alles beobachtet nun Amir aus sicherer Entfernung und ... getraut sich nicht, seinem Freund zu helfen. Hassan hat zwar Angst, aber für Amir tut er alles und so gibt es für ihn nur eine Möglichkeit sich zu entscheiden ... was dazu führt, dass ihm von einem der älteren Jungs schweres Leid zugefügt wird. Amir sieht von weitem zu und ist hin und her gerissen von seinem Gewissen, Hassan zu helfen, und seiner Angst. Letztlich ist bei Amir wieder einmal die Angst stärker und er lässt seinen Freund im Stich. Erst als die 3 Älteren das Weite suchen geht er zu Hassan, der ihm weinend den blauen Drachen übergibt...
Amir erhält nun all die Anerkennung von seinem Vater, die er sich immer gewünscht hat. Sein Vater gibt ihm zu Ehren sogar ein Fest. Aber Amirs Gewissen ist belastet. Er hofft, dass Hassan nicht bemerkt hat, dass er schon früher an der Stelle war, wo er ihm hätte helfen können. Ein Irrtum. Statt sich bei Hassan zu entschuldigen, zu versuchen sich mit ihm zu versöhnen, - es gibt einige Situationen, wo Hassan auf ihn zugeht – beginnt Amir ihm aus dem Weg zu gehen. Amir kann Hassan nicht mehr in die Augen sehen und seine Gegenwart nicht mehr ertragen. Er verkriecht sich in seinem Kinderzimmer bei seinen Büchern und versucht, jede Begegnung mit Hassan zu vermeiden. Und er versucht darüber hinaus das Verhältnis zwischen ihm und Hassan zusätzlich zu belasten. Er beginnt sich zu wünschen, dass Hassan nicht mehr da wäre. Am Ende eines Prozesses des seelischen sich Entfernens von Hassan, versteckt er sogar Geld unter dessen Bettmatte, damit es so aussieht, als hätte Hassan es gestohlen und so kommt es letztlich dazu, dass Ali und Hassan vom Haus Amirs und seines Vaters Abschied nehmen.
...
Regen rann über meine Fensterscheibe. Ich sah, wie Baba den Kofferraum zuschlug. Dann ging er, schon ziemlich nass, zur Fahrerseite hinüber, lehnte sich in den Wagen und sagte etwas zu Ali, der auf dem Rücksitz saß; vielleicht war es ein letzter Versuch, ihn zum Bleiben zu bewegen. Sie unterhielten sich eine Weile, bis Baba, der vornübergebeugt dastand, einen Arm auf das Dach des Wagens gelegt, völlig durchnässt war. Aber als er sich aufrichtete, da sah ich an seinen eingesackten Schultern, dass das Leben, wie ich es seit meiner Geburt gekannt hatte, vorüber war. Baba glitt hinter das Steuer. Die Scheinwerfer wurden eingeschaltet und schnitten parallele Schneisen aus Licht in den Regen. Wenn dies einer der Hindi-Filme wäre, die Hassan und ich uns so oft angeschaut hatten, dann wäre dies der Teil, in dem ich nach draußen renne und meine nackten Füße durch das aufspritzende Regenwasser platschen. Ich laufe hinter dem Wagen her und bringe ihn mit lauten Schreien zum Anhalten, zerre Hassan vom Rücksitz und sage ihm - während sich meine Tränen mit dem Regenwasser vermischen -, wie Leid, wie schrecklich Leid mir das alles tut. Und dann umarmen wir uns mitten im Wolkenbruch. Aber das hier war kein Hindi-Film. Es tat mir wohl Leid, aber weder weinte ich, noch rannte ich dem Wagen hinterher. Ich sah zu, wie Babas Auto losfuhr und den Menschen mitnahm, dessen erstes gesprochenes Wort mein Name gewesen war. Ich erhaschte einen letzten, verschwommenen Blick auf Hassan, der zusammengesunken auf dem Rücksitz saß, bevor Baba an der Straßenecke, an der wir so viele Male Murmeln gespielt hatten, nach links abbog. Ich trat zurück und sah nur noch den Regen wie schmelzendes Silber die Fensterscheibe hinablaufen.
...
Amirs weiteres Leben ist auch eine permanente Flucht vor seinem Gewissen und seiner Schuld. Nach über 26 Jahren ergibt sich eine späte Möglichkeit, seine Schuld zu tilgen. Amir nimmt sie wahr...
LG mikexxx
PS.: Film ist bereits in arbeit:
http://www.imdb.com/title/tt0419887/
Laut Cinefacts ist der Deutschlandstart am 22.11.2007
Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »mikexxx« (2. Januar 2007, 03:22)