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Jimbo

Hüter der heiligen Lanzen

Registrierungsdatum: 11. Juli 2005

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Wohnort: Olympus Mons

1

Samstag, 9. Dezember 2006, 21:12

Im Kino: Mondscheinkinder

Mal eine Kinoneuvorstellung: Es handelt sich hierbei um einen Film, der meine Aufmerksamkeit beim Durchstöbern des neuesten Kinoprogrammes erhaschte, da aussergewöhnliche Thematik, und anscheinend auch ein ausgesprochenes Maß an filmischer Intensität - es handelt sich hierbei um eine deutsche Produktion, Kinostart in Deutschland ist am 14.12 - evtl. genau das richtige zur (besinnlichen) Weihnachtszeit ? Ich darf zitieren:

Zitat

Von der tröstlichen Kraft eines Paralleluniversums Wenn sich das Medium Film jenseits von Abenteuer und Komödie mit den Welten von Kindern beschäftigt, ist das Resultat häufig eine emotional bewegende Geschichte, die nicht nur ein junges Publikum anspricht. Einmal mehr, wenn es um Themen wie Krankheit und Tod geht, denen im Zusammenhang mit kleinen Wesen eine ganz besonders tiefe Tragik innewohnt. Auch wenn Mondscheinkinder in dieser Kategorie beheimatet ist, so ist dieser Hochschul-Abschlussfilm einer engagierten Crew um die Regisseurin Manuela Stacke weit mehr als das: Er ist zugleich ein beinahe beängstigendes Soziogramm einer Generation von Kindern und Jugendlichen, die angesichts überforderter und wenig präsenter Erwachsener weitgehend auf sich selbst gestellt ist sowie eine Hommage an ihre Stärke und Kreativität, die sie bei Zeiten dennoch zu entwickeln im Stande ist. Und nicht zuletzt ist es ein großartiger Film sowohl über die innige Zuneigung zweier Geschwister als auch über die zart-wilden Bewegungen einer ersten jugendlichen Liebe.

Xeroderma pigmentosum ist der Name der so seltenen wie tückischen Erbkrankheit, die im Volksmund als „Mondscheinkrankheit“ bezeichnet wird. Dieses Schicksal als Mondscheinkind zwingt den sechsjährigen Paul (Lucas Calmus), sich strikt möglichst vor jeglichem Sonnenlicht zu schützen und permanent gegen gefährliche Tumore zu kämpfen. Seine allein erziehende Mutter (Renate Krößner) fühlt sich familiär wie beruflich überbeansprucht, und Pauls lange Tage in der abgedunkelten Wohnung wären die Hölle, wäre da nicht seine Schwester Lisa (Leonie Krahl), die sich mit ihren zwölf Jahren jeden Nachmittag nach der Schule hingebungs – und liebevoll um ihren Bruder kümmert, dessen Wohlergehen ihr unendlich mehr bedeutet als alle Aktivitäten, denen Mädchen ihres Alters gewöhnlich nachgehen. Im Bemühen, Paul zu trösten und für den Verzicht auf so viele Dinge eines frohen Kinderlebens zu entschädigen, erschafft Lisa in der Enge und Düsternis seiner Abgeschiedenheit ein eigenes, grenzenloses Universum aus phantastischen Geschichten für ihn, in dem sie gemeinsam galaktische Abenteuer im Raumfahrt-Szenario seines Zimmers erleben und ihre soziale Isolation in der Wärme ihrer Innigkeit verblasst.

Doch eines Tages gerät diese ebenso schützende wie trügerische Idylle ins Wanken, denn Lisas Interesse an der Außenwelt erwacht explosiv, als sie sich das erste Mal verliebt, und zwar in Simon (Lucas Hardt), einen begeisterten Weltraum-Freak. Nun entwickelt sich ein Konflikt, der die große Schwester und den kleinen Bruder in eine heftige Krise stürzt, denn so sehr sie Paul liebt und dieser sie braucht – ist sie doch nahezu seine ganze Welt –, sehnt sich Lisa auch danach, ihre Zeit mit Simon zu verbringen. Als der Leidensdruck zu groß wird, entschließt sie sich schweren Herzens dazu, Simon das streng gehütete Geheimnis um ihren Bruder anzuvertrauen, und ihr feinfühliger Freund betritt komplizenhaft die phantastische Galaxie der Geschwister. Fortan paktieren die drei und erleben verschworene nächtliche Abenteuer, doch schließlich beginnt Pauls gesundheitliches Befinden sich zu verschlechtern, und die von Lisa erschaffene Welt prallt an verteufelt realistische Grenzen ...

Die nagende Intensität der Dramaturgie von Mondscheinkinder basiert auf der grandiosen Lebendigkeit der jungen Hauptdarsteller, denen es als Laien mit bestechender Natürlichkeit gelingt, herzzerreißende Emotionen zu transportieren, ohne in hochnotpeinliche Rührseligkeiten abzugleiten. Die Sequenzen, in denen Lisa mit ihren Geschichten eine Art von Parallelwelt für Paul entwirft, werden als Animation dargestellt, und es ertönt eine giga-galaktische Weltraum-Musik, so dass der klaffende Kontrast zur harten Wirklichkeit künstlerisch leicht überzeichnet von einer visuellen wie akustischen Komponente getragen wird.

Trotz oder auch auf Grund seiner ernsthaften Thematik und deren mutiger und glaubwürdiger Inszenierung ist Mondscheinkinder gleichermaßen einem jungen und auch betagtem Publikum wärmstens zu empfehlen, vor allem deshalb, weil er neben anderen wichtigen Werten auch die Botschaft hinüberbringt, dass die Kraft der Imagination und Phantasie innerhalb einer desolaten Realität bei Zeiten eine wenn auch nicht völlig heilende, so doch ganz bestimmt lindernde und tröstliche Wirkung haben kann.



Hier gibt es noch den (sehenswerten) Trailer zum Film: Klick hier.

Im Anhang auch noch einige gesammelte Bilder.

Liebe Grüße,

Jimbo

p.s. falls dann jemand diesen Film sehen sollte, bitte hier berichten ;)
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Frankster

Account ist gesperrt

Registrierungsdatum: 8. Juli 2005

Beiträge: 2 495 Aktivitäts Punkte: 13 095

2

Samstag, 9. Dezember 2006, 22:12

ja, von dem Film hab ich auch kürzlich gelesen...wollma mal sehen wie der wird. 8)
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Cole

Bionic Beaver

Registrierungsdatum: 1. November 2002

Beiträge: 3 744 Aktivitäts Punkte: 20 565

3

Sonntag, 10. Dezember 2006, 03:57

In 11 Stunden ist Vorpremiere, ich werde mich heute Abend an dieser Stelle mal äußern.
Heute ist der erste Tag vom Rest deines Lebens. Und: Denken hilft.

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SunnyGirl

Torwächter

Registrierungsdatum: 29. September 2004

Beiträge: 3 351 Aktivitäts Punkte: 17 260

4

Sonntag, 10. Dezember 2006, 13:54

Ist bestimmt ein sehr rührender Film!
Muss voll hart sein wenn man das Tageslicht meiden muss :(
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Cole

Bionic Beaver

Registrierungsdatum: 1. November 2002

Beiträge: 3 744 Aktivitäts Punkte: 20 565

5

Montag, 11. Dezember 2006, 00:59

Aloa, ich kann diesen Film wirklich nur empfehlen - ist nicht zu schmalzig, nicht zu melodramatisch und auch für Kinder wirklich geeignet. Trotzdem musste ich mich doch wieder sehr wundern, dass er zumindest hier in Berlin wieder nur als reiner "Kinderfilm" postuliert wird - aber ist klar, die meisten Menschen jenseits der 25 scheinen echt strunzdumm zu sein. Ein Gutes hats: Wir bezahlten heute nur den ermäßigten Erwachsenenpreis, weils halt als "Kinderfilm" ausgeschrieben war...

Zum Film selbst: Man merkt stellenweise (an Sprechhaltung, Gestik und Text) schon, dass die meisten (oder alle?) jungen SchauspielerInnen Filmdebüt haben, gleichen dies aber wieder mit gut rüberkommenden Emotionen aus. Das konsequente Ende passt so gar nicht in das "Rührstück"-Muster, was der deutsche Fernsehfilm ja gerne bedient - wohl auch gerade deshalb entschied man, diese Arbeit der HFF Potsdam ins Kino zu bringen, sollte sie doch ein wenig mehr Geld auch zurückbringen. Das wird aber nur gelingen, wenn die Macher und unabhängingen Kinobetreiber couragierter werden und mehr Werbetrommel rühren. Gerade jetzt im Weihnachtsgeschäft, wo die Kassen immer leerer werden und die Verdummung immer zunehmender, mag man sich doch gerade über dieses kleine Kulturstück freuen, was zudem auch eine ernsthafte Problematik und gesellschaftlich am Rande stehende Minderheiten-Krankheitserscheinung publikumswirksam und glaubwürdig auf Zelluloid bannt. Wenn man schon noch Euros in Leinwandmonster investiert, dann doch wenigstens in was, was es verdient hat. Schade, wenns aber dann kaum einer mitbekommt... Und mehr Werbung tut auch aus einem anderen Grund Not, dem deutsch-schweizerischen Konkurrenzstreit: Startet in weniger als zwei Wochen doch schon die nächste Perle der europäischen Filmkunst, der Doblerone-Vorschlag für den Oscar, Wunderkind-Biographie "Vitus"...

Für beide - "Mondscheinkinder" wie "Vitus" - gilt deshalb: Runter von Günnis Flenn-Kreisch-Couch bei RTL, raus aus der Bude, rein ins Kino und ansehen!
Heute ist der erste Tag vom Rest deines Lebens. Und: Denken hilft.

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Heinz

Lebende Foren Legende

Registrierungsdatum: 24. Januar 2006

Beiträge: 1 293 Aktivitäts Punkte: 6 565

Wohnort: Am Ende des Internet

6

Montag, 11. Dezember 2006, 01:33

Zitat

Original von Cole
Startet in weniger als zwei Wochen doch schon die nächste Perle der europäischen Filmkunst, der Doblerone-Vorschlag für den Oscar, Wunderkind-Biographie "Vitus"...

Für beide - "Mondscheinkinder" wie "Vitus" - gilt deshalb: Runter von Günnis Flenn-Kreisch-Couch bei RTL, raus aus der Bude, rein ins Kino und ansehen!

Den kann ich ebenfalls empfehlen, obwohl er mich nicht zu 100% überzeugt hat. Für mehr Infos siehe hier.
Filmstart in DE am 21.12.2006.
Wir schwören feierlich, dass wir zusammenhalten
wie Pech und Schwefel, egal was passiert.
Einer für alle, und alle für einen.
Wer diesen Eid bricht, den soll der Blitz beim Scheissen treffen.
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timmy

Lebende Foren Legende

Registrierungsdatum: 3. Januar 2003

Beiträge: 1 350 Aktivitäts Punkte: 7 290

7

Montag, 11. Dezember 2006, 17:16

ja, ein guter Film



hier nochwas zum Thema :

http://www.zdf.de/ZDFde/inhalt/16/0,1872,2200176,00.html
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Damiano

Torwächter

Registrierungsdatum: 16. März 2005

Beiträge: 3 928 Aktivitäts Punkte: 20 470

Wohnort: Hamburg

8

Samstag, 23. Dezember 2006, 23:22

Leider scheint der Film nach zwei Kinowochen bereits wieder langsam aber sicher auszulaufen - bei uns läuft er zumindest nur noch in zwei Kinos: In dem einen zwei Mal diese Woche jeweils um 14.50 Uhr und in dem anderen täglich um 12.50 Uhr. Also habe ich ihn mir heute lieber doch schon angeschaut. Und ich muss gestehen, dass ich tief bewegt war. Ihr solltet auf alle Fälle Massen an Taschentüchern bereit halten.

Eine äußerst berührende Geschichte, eine unglaublich warmherzige Bruder-Schwester-Beziehung und sehr natürliche Darsteller. Vor allem die Rolle der Schwester Lisa zeichnet sich durch so viele Feinheiten aus - sie ist einerseit so gutherzig und warm, andererseits hat auch sie die üblichen Teenager-Probleme, unter denen ihr kleiner Bruder wohl oder übel manchmal "leiden" muss. Und trotzdem: Hier siegt einfach die Liebe - und sie zeigt, dass sie letztendlich stärker als der Tod ist.

Ein toller Film!

Liebe Grüße,

Damiano
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Cole

Bionic Beaver

Registrierungsdatum: 1. November 2002

Beiträge: 3 744 Aktivitäts Punkte: 20 565

9

Donnerstag, 17. Mai 2007, 16:18

Der Film hat gestern den "Goldenen Spatzen" beim Kinder-Film & Fernseh-Festival in Gera und Erfurt als bester Kino-/Fernsehfilm 2006/2007 gewonnen. Ich hoffe stark, dass der bald auf DVD erscheint. Im Kino fiel er mangels Werbung ja leider völlig unten durch.


Preisträger "Goldener Spatz":

Kinderjury
Fachjury
Heute ist der erste Tag vom Rest deines Lebens. Und: Denken hilft.

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Cole« (17. Mai 2007, 16:21)

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