Ob es nun an der Fußball-WM liegt oder nicht, es stimmt, dass momentan in Deutschland massenhaft Fußballfilme in die Kinos kommen... die wilden Kerle waren da erst der Anfang:
FC Venus
(Filmstart war der 27.04.06)
Annas und Pauls Beziehung leidet darunter, dass er ausgesprochener Fußballfan ist, während sie die Existenz des Kickersports am liebsten leugnen würde.
Als Anna erfährt, dass Paul nur deswegen mit ihr in sein Heimatdorf zurückgezogen ist, um seinen in Bedrängnis geratenen Fußballverein zu unterstützen, stellt sie mit Hilfe der vernachlässigten Spielerfrauen eine Mannschaft auf, mit der sie dem drittklassigen Männerverein einmal zeigen will, was eine Harke ist. Auch wenn man eine vergleichbare Ausgangskonstellation bereits in Sherry Hormanns "Männer wie wir" gesehen hat - dort musste eine Schwulenmannschaft auf dem Feld ihre Männlichkeit unter Beweis stellen -, funktioniert Ute Wielands Emanzipationsgeschichte ausgesprochen gut. Die Gags sind auf weite Strecken sogar liebenswerter und gelungener als in Hormanns Brachial- und Stereotypenkomödie, und das, obwohl auch in FC Venus schwule Fußballer auftauchen und Klischees bedient werden. Ute Wieland findet in ihrer Inszenierung zu einer ausgewogenen Mischung aus Geschlechterkampfszenarien, gehobeneren Stammtischwitzeleien und spannungsreichem sportlichem Wettstreit.
(Auszug aus "Filmstart", im Heft 4/6 Sternen)
Fußballgöttinnen
Im Hype um die bevorstehende WM reicht es wohl schon, das Wörtchen Fußball nur zu hauchen, und die Kinoförderungen und Verleihe winken mit den Verträgen. Ob die Geschichten und Bilder der unterstützten und vertriebenen Produktionen das Zeug haben für die große Leinwand oder ob sie nicht besser im Fernsehen aufgehoben wären, spielt da scheinbar keine Rolle. Fußballgöttinnen ist so ein Fall. Ein gut gemeinter und redlich umgesetzter Dokumentarfilm über vier Frauen, in deren Leben der Fußball auf unterschiedliche Weise eine zentrale Rolle spielt. Die eine, Trautchen, macht sich schon seit Jahrzehnten als Platzwartin für ihren Berliner Kreisliga-Club krumm, die andere, Beatrix, ist eine der jüngsten Schiedsrichterinnen der Republik. Dann gibt es noch Bettina, die kein Spiel der Offenbacher Kickers verpasst, und Viola kennt man sogar aus dem Fernsehen, weil sie 2003 mit der Damen-Nationalmannschaft Weltmeister wurde. Ein bisschen Frauen und Fußball, ein bisschen Schnuppern im Privaten, schön in thematischen Blöcken reihum abgehandelt - fertig ist das Konzept. Dabei musste es scheinbar so schnell gehen, dass die kleine Schiedsrichterin ob der Kamera-Präsenz in einem fort wild grimassiert und nicht nur ihre nervt, die wirklich rührende Platzwartin unsicher ihren Mutterwitz vor sich her trägt und die Profispielerin bloß in seltenen Momenten der Selbstvergessenheit ihr medienerprobtes Pokerface löst. Ein Kinodokumentarfilm - und im Grunde nicht nur der - braucht jedoch vor allem eins: Zeit. Damit sich die Figuren entwickeln können und die Erzählung ihre organische Struktur findet - mit der ihr angemessenen Konzentration und Komplexität. Ansonsten kommt so ein fad schmeckender Von-allem-etwas-Brei heraus, den das Gros der Fernsehredakteure am liebsten isst, und der zumindest im Kino nichts zu suchen hat.
(Auszug aus Filmstart, dortige Wertung: 2/6 Sternen)
Kurzpässe - Glanzparaden am Spielfeldrand
Rechtzeitig vor der Fußball-WM bringt die Hamburger Kurzfilmagentur unter dem Titel Kurzpässe eine Fußball-Kurzfilmrolle in die Kinos. Vor allem für Freunde komödiantischer Shorties ein Fest, denn die zehn Beiträge aus Europa und Australien handeln die todernste Frage, was wichtiger ist - das Leben oder der Fußball - fast ausnahmslos ironisch ab; allen voran die deutsche Erstaufführung des Wallace-&-Gromit-Kurzfilms "The Soccomatic". Der französische Kurzfilm "Das Leben, der Tod und der Fußball" ist die Verfilmung eines jüdischen Witzes über zwei fußballbegeisterte Rabbis, die spekulieren, ob im Himmel wohl auch gekickt wird. Darauf will sich "Der Geist von St. Pauli" in Michael Sommers Film nicht verlassen und erscheint gleich nach seinem Tod auf der Tribüne des Hamburger FC dem erschrockenen Platzwart. Martin Walz zeigt uns in seinem Film, was wir schon immer vermutet haben: Egal ob Berlinerin, Schwäbin oder eingeheiratete Slawin - von Mode verstehen die "Spielerfrauen" mehr als von Fußball, und wenn es um die Karriere ihrer kickenden Ehemänner geht, hört jede Frauensolidarität auf.
Vor allem der Spanier Juanjo Gimenez nutzt in seinen beiden Beiträgen "Indirekter Freistoß" und "Höchststrafe" die stilistischen Möglichkeiten von Kurzfilmen sehr geschickt, in dem er zwei Kreisligaspiele in jeweils nur einer Einstellung ohne Schnitt schildert: einmal mit Blick auf den geforderten Ersatztorwart und im Sequel mit Blick auf die Trainerbank, wo der Coach für das Match die Beerdigung seines Vaters sausen lässt. Der italienische "La Barriera" rekonstruiert eine umstrittene Freistoßentscheidung während des Finales der WM der Amateure in Albanien 1997 und demonstriert damit, dass ein Kurzfilm die Essenz des Live-Ereignisses Fußball, in dem sich Spannung meist in Sekundenbruchteilen aufbaut, grundsätzlich viel adäquater vermitteln kann als abendfüllende Spielfilme.
(Auszug aus Filmstarts, Wertung: 4/6 Sternen)
Den einzigen Film, den ich davon anschauen werde, ist wahrscheinlich FC Venus... aber ich wollt euch die anderen jetzt nicht vorenthalten. Naja, ich weiß ja nicht, obs hier viele Fußballfans gibt oder nicht.