Frankreich wäre nichts, ohne sein Essen und so stimme ich Ender, wieder einmal, zu. Das war hervorragend und so beginnt der Start in den Tag mit Baguette und Müsli und ehrlich gesagt, so viel esse ich sonst nie so früh am Morgen. Aber, wenn man es so freundlich serviert bekommt, greift man zu und das ausgiebig. So gestärkt, habe ich mich erst einmal mit einer persönlichen Sache beschäftigt, nämlich meinen Bruder nach Frankreich gelotst, der sowie so spontan herkommen wollte und so begann ein gegenseitiges SMS-Bombardement. Nun muss ich dazu sagen, wollte ich unbedingt, dass er kommt. Zum einen wohnt er nur drei Stunden entfernt, ist chor-affin und zum anderen sehe ich ihn nur zwei bis drei Mal pro Jahr. Alleine schon, aus diesen Gründen, hat er sich auch überreden lassen, bei dieser Aktion mitzumachen und so habe ich ihn, an diesen regnerischen Tag, vom Bahnhof in Thann 14:35 Uhr abholen können. Das Konzert begann am Sonntag um 15 Uhr und nun bitte mir mal eines verraten. Warum finde ich mich in Metropolen, wie London, Paris oder Berlin zurecht und schaffe es, mich in einen kleinen Ort wie Thann, zu verlaufen? Ich habe bisher noch keine Antwort darauf gefunden, aber wir kamen dann doch, gerade so pünktlich an. Leider hatte ich vorher keine zusammenhängende Plätze mehr organisieren können, doch mein Bruder hatte daher einen noch besseren Sitzplatz als wir ergattern können. Direkt hinter den Mischpult, also ziemlich nah an der Bühne und dann ging es auch schon los.
Und diesmal war ich ja ausgeschlafen und konnte mich so auf noch mehr Details konzentrieren. Zum einen auf den Sketch, den drei der Tempokids auf der Bühne spielten, den ich zwar sprachlich noch immer nicht verstand, aber es war mindestens genau so lustig. Einen der Jungen war der Text entfallen und konnte sich selbst kaum halten, vor unterdrückten Lachen. Luc rettete die ganze Situation aber schnell und so half man sich gegenseitig. Es wurde ein rundum gelungener Nachmittag. In der Pause ging es dann auch darum, die französische Wirtschaft bzw. den Chor finanziell zu unterstützen und so wanderten in meinen Besitz zwei CDs und zwei signierte Plakate, von denen ich immer noch nicht weiß, ob ich sie zusammengerollt lasse, ordentlich in Klarsichtfolie eintüte und mir einen Hefter mache oder ob ich sie nicht doch aufhänge, allerdings habe ich nur freie Dachschrägen. Die geraden Wände sind durch Regale verdeckt. Muss also mal sehen. Danach habe ich kurz meinen Bruder allen vorgestellt und dann ging es auch schon weiter, mit den "Sonntag, 2. Teil" und am Ende schließlich, nahm ich zum ersten Mal an ein Ritual teil, welches unter den Stamm-Konzertbesuchern schon Tradition geworden ist, dass gemeinsame Abendessen im Hotelrestaurant und der Flammkuchen dort ist einfach köstlich. Da läuft mir jetzt noch das Wasser im Munde zusammen, wenn ich daran denke. Schnell noch die Übernachtungsformalitäten für meinen Bruder geklärt und dann ging es, während des Essens auch ans Diskutieren. Was war gut? Was war anders, im Vergleich zu anderen Konzerten? Was macht wer so sonst noch, außer Casperworld, sollte es diesen Zustand überhaupt geben? Es wurde erzählt und gelacht.
Während dessen holte ich mir dann auch die Einschätzung des Konzertes von meinen Bruder, wie gesagt, der hat Ahnung davon und weiß, wovon er redet. Die Lichtanlage war nicht ganz so günstig und angenehm und auch er bemängelte, dass gerade die Stimmbruchstimmen für Lieder genutzt wurden, die dazu neigen, Stimmen zu überanstrengen. Und das ist, bei Stimmen, die man noch nicht voll und ganz unter Kontrolle hat, einfach nicht gut. Welche Folgen das hat, wird man aber erst in den nächsten Konzerten beurteilen können. Und, der Chorleiter hat Spaß, überlässt den Chor sich selbst und greift nur dann ein, wenn es nötig wird. Auch so etwas "interessantes", was mein Bruder aus seinen eigenen Chorerfahrungen so nicht kennt. Er hatte selbst immer einen ganz disziplinierten strengen. Aber und das erkannte er an, dieser Chor hat Spaß an der Sache und ein großes Potential mit vielen geschaffenen Ohrwürmern und interessanten Solisten. Fazit, der Chor lohnt sich. Na, das ist doch ein Wort.
Ach so, noch ein paar kleine Anekdötchen, bevor ich sie vergesse, zu erzählen. Während des Chorkonzertes am Sonntag ist mir wieder eine schöne Szene ins Auge gefallen. Zwei Jungs, die sich während eines der Lieder offensichtlich stritten, ganz leise nur, denn eigentlich soll man ja singen. Aber ist doch irgendwie menschlich, oder? Hätte nur zugern gewusst, worum es da ging? Vielleicht über einen nicht getroffenen Ton? Keine Ahnung. Und dann im Restaurant. Ich saß so, dass ich den gesamten Saal im Blick hatte und natürlich waren wir nicht die einzigen Gäste. Ein Tisch weiter, saß eine Familie mit einen Jungen, der verdächtig nach Luca aussah. War er es auch? Keine Ahnung. Leider fiel mir diese Ähnlichkeit erst auf, als ich später Fotos betrachtete und so habe ich es schlichtweg versäumt, Ender und die anderen zu fragen. Von den Haaren und den Augen her, vom Gesicht, könnte es aber hinkommen. Und so werde ich in diesen Punkt wohl keine Antwort mehr erhalten können. Selber schuld.
Dann der Montag darauf, die letzten Vorbereitungen für die Abreise am selbigen Tag, frühstücken und auschecken und eine Stippvisite in den französischen Lebensmittelladen. Diverses eingekauft, Fahrkarte besorgt, auf Ender und MiLu gewartet und dann waren unsere Tage auch schon wiedr vorbei. Leider. Die Zugfahrt wurde dann noch einmal richtig spannend, ja, wenn die Bahn streikt, muss man improvisieren und so trennten sich unsere Wege in Frankfurt/Main, was eigentlich auch so nicht geplant war, zumindest verlief nur meine Zugfahrt planmäßig, wenn auch mit einer Verschiebung von einer Stunde, womit ich aber leben konnte. Eher zumindest, als mit der in Leipzig vorherrschenden sibirischen Kälte und den Schneelagen, die wir um diese Zeit hier lange nicht mehr so hatten. Aber, was soll man machen?
Vielleicht sich auf das nächste Zusammentreffen und Tempokids-Konzert freuen, denn solch eine Aktion habe ich nicht zum letzten Mal mitgemacht und so danke ich v.a. Ender, der mir einen Großteil der Organisation abgenommen hat und möchte nur noch mal abschließend sagen, dass es mir Spaß gemacht hat, einige von euch in real kennen zu lernen und den Chor natürlich auch, den live zu erleben, immer noch etwas ganz anderes ist natürlich, als sich nur die Videos oder Bilder anzuschauen und Berichte durchlesen zu können. Gegenseitige Besuche wurden bzw werden miteinander geplant und abgesprochen und die nächste Gala kommt bestimmt.
Euer samuel.
Dieser Beitrag wurde bereits 6 mal editiert, zuletzt von »samuel« (26. März 2013, 11:54)