Anreise
Zuletzt war ich vor einigen Jahren in Paris gewesen und nun sollte es wieder dazu kommen. Ein Besuch der französischen Hauptstadt, nun ja, nicht direkt, sondern eher der Besuch einer Vorstadt, um etwas zu erleben, was ich inzwischen unter der Bezeichnung „CW Aktivitäten“ verbuche und im Kalender auch so notiere. Die Poppys oder auch die Petits Chanteurs d'Asniers. Doch zunächst einmal das übliche Vorgeplänkel. Urlaub beantragen, abgelehnt, erneuter Versuch, der dann erst nach dem gefühlten fünften Mal zum gewünschten Erfolg führte. Man muss eben nur lange genug nerven. So konnte ich ein wenig später dazu übergehen, als die Vorbereitungen bei den schon geübten Konzertbesuchern schon anliefen, organisatorische Fragen zu klären.
Wie komme ich da hin? Wo wird übernachtet? Was wird ansonsten so geplant und wie war das noch einmal mit den Metro- und RER-Verkehrsplänen in Paris? Welches Ticket ist da das brauchbarste und günstige und was gibt es sonst noch zu beachten? Jetzt weiß ich, dass ich mir über all dies keinen Kopf hätte machen müssen. Tatsächlich habe ich noch nie eine solch generalstabsmäßig geplante Aktion erlebt und ich organisiere mein Leben ohnehin schon so genau, wie möglich. Der hier vorangehende E-Mail- und P.N.-Wechsel übertraf aber alles, was ich bisher in dieser Richtung erlebt habe. Es ist schon beeindruckend, einen Tag nicht im Forum anwesend zu sein, um sich dann einzuloggen und dann geschätzte zehn Nachrichten zu öffnen und nachvollziehen zu versuchen, wer auf wen geantwortet hat, wer überhaupt welche Nachrichten bekommen hat und worauf man selbst wie auch immer am besten reagieren soll.
Doch, auch das klappte und so machte ich mich auf, nach Paris mit Zugticket, ausgedruckten Straßenkarten und Leipziger Lerchen. Nein, nicht die Vögel. Lerchenjagd ist schließlich verboten, sondern einem regionalen Aushängeschild von Marzipan-Gebäck. Ich selber mag es nicht unbedingt, aber bin der Meinung, dass es eines der Dinge ist, die mit meiner Heimatstadt am besten in Verbindung zu bringen sind. Klar, gibt es ja auch nur hier. Zweites Argument, sie sind klein und lassen sich damit auch in kleinen Taschen transportieren und so hatte ich mich schnell für dieses Geschenk entschieden. Schließlich sollte derjenige, Vater eines Chorjungen, der uns die Konzertkarten besorgt hatte, etwas davon haben. Es ist ja keine Selbstverständlichkeit, sich für fremde Menschen anzustellen.
Zumindest sehe ich das so und so leisteten wir CW'ler gerne diesen Beitrag zur Festigung der deutsch-französischen Freundschaft und zusammen mit Choralix' Ideen wurde dies auch wunderbar umgesetzt. Doch, zunächst einmal, die Zugfahrt. 9 Uhr in der Früh ging es los und ich stieg in den ICE nach Frankfurt am Main. Und siehe da, die Deutsche Bahn war dieses Mal ein Musterbeispiel an Pünktlichkeit und ich kam auch planmäßig in der Finanzmetropole an, deren Bahnhof sich nicht gerade in einem klinisch-reinen Zustand befindet. Das ist noch freundlich ausgedrückt und habe ich auch schon an anderer Stelle erwähnt. Ich glaube, es war in meinen Bericht über die Fahrt nach Thann zu den Tempokids gewesen, deren Strecke ebenfalls über dem selbigen Bahnhof führte. Ich sah sogar den TGV wieder dort stehen, der nach Mulhouse Ville fahren würde, aber ich wollte dieses mal woanders hin. Nach Paris, genauer zum dortigen Gare de l'Est, also Warten auf die Anschlussverbindung, die sogar einige Minuten früher einfuhr.
Noch mal umgeschaut, alles beisammen und eingestiegen. Dieses Mal nicht mit einem TGV, sondern weiter mit ICE, der, sobald er Saarbrücken verlassen hatte, auf französischen Gebiet auf eine Geschwindigkeit von 320 km/h kam. So schnell hatte ich einen deutschen Zug noch nie erlebt und ich hatte so keine Sorgen, pünktlich anzukommen. Doch, natürlich kam ich später in Paris an als gewöhnlich, denn in einem der Vorortbahnhöfe gab es technische Probleme, warum denn auch nicht, und so trudelte ich im Schneckentempo, selbst Fahrräder sind schneller, in der französischen Metropole eine halbe Stunde später als geplant ein. Schickte schnell eine SMS an Choralix, ich wäre unversehrt und
lebend in Paris angekommen. Doch am Ziel war ich trotzdem noch nicht.
Hotel, Treffen und das erste Konzert
Aber immerhin schon am Gare de l'Est, von dem aus ich mich nun versuchen musste, zu orientieren. Das klappte auch, die Metro-Station lag ja nur ein paar Etagen und ein paar verwirrende Gänge tiefer und mit dem richtigen Sprachfetzen Französisch, den ich noch aus Schulzeiten in Erinnerung hatte, bekam ich auch das korrekte Ticket und schon ging es Richtung Hotel, wo ich erst einmal meine Sachen abstellte und mich danach zum Restaurant aufmachte, wo alle Fans gemütlich beisammen saßen und sich fröhlich schwatzend unterhielten, so dass mich dort ein Sprachgewirr aus Französisch, Niederländisch und Deutsch empfing und natürlich auch einige CW-Mitglieder, die ich in der Menge zunächst einmal suchen und Real-Namen, Avatar und Forum-Name zuordnen musste.
Das klappte und nach einer ziemlich fettigen Portion Omelett und einer Cola (Erstaunlich, wie anspruchslos ich sonst sehr Wählerische bin, wenn es darum geht, meinen Magen zu füllen, wenn der seit dem Frühstück nichts mehr vernünftiges bekommen hatte und dies sich auch bis zum nächsten Frühstück voraussichtlich nicht ändern würde.), ging es dann auch schon los und wir bewegten uns, einigermaßen homogen und uns viel gegenseitig erzählend, Richtung Gala, wo das Gastgeschenk übergeben (kam gut an) und die Karten verteilt wurden, sowie kleine eifrige Sänger Programmhefte verkauften. Natürlich habe auch ich eines gekauft, schließlich wollte ich ja eine Erinnerung an das Konzert haben und so nahmen wir im Saal des Theaters Platz, der für meinen Geschmack etwas zu doll geheizt wurde, die Betreiber meinten es wohl etwas zu gut. Aber so musste wenigstens keiner frieren. Weder Sänger noch Zuschauer. Und das ist ja wohl die Hauptsache.
Nun ja, ein paar Minuten später ging es auch schon los, der Saal wurde verdunkelt und die ersten Töne von „Bonjour la vie“ erklangen. Schade, dass ich so viel wie wenig Französisch also fast nichts verstehe und so mich nur an Klang, Melodie und Rhythmus erfreuen konnte und das war mein Manko bei dieser ersten Gala. Kaum etwas zu verstehen, ist aber dem Spaß an der Sache nicht abträglich, wenn nicht andere Dinge gewesen wären, die mich zumindest die erste Hälfte des Konzerts und teilweise auch die zweite nicht genießen ließen. Ein Tontechniker, der scheinbar einen mehr als schlechten Tag hatte und so ein paar nicht gut abgestimmte Mikrofone waren dem Konzert ebenso abträglich, wie Sänger, die sich scheinbar brüllend Gehör verschaffen mussten, gegen ein Publikum welches teilweise vor Begeisterung nicht jubelte, sondern wie tumbe Fußballfans gröllte und zwei Zuschauer, die vielleicht zu den Ehemaligen gehörten und die ganzen Bewegungen, die auf der Bühne zu sehen waren, automatisch mitmachten und mit ihren Händen ständig in meinem Blickfeld vor mir wedelten (und die ich daher deshalb am liebsten erwürgt hätte) vermiesten mir regelrecht die Laune, so dass ich mich zumindest da nicht wirklich auf Gesang und Sänger konzentrieren konnte.
Über die Pause während der ersten Gala war ich daher regelrecht froh und lenkte mich mit einem CD-Kauf ab, sowie einem Los-Kauf. Gewonnen habe ich keine Matratze a la milu aber ein französisches Comic-Buch. Auch ganz nett, vielleicht schaffe ich es irgendwann einmal, für mich zu übersetzen. Und dann ging es auch schon weiter.
Der Tontechniker hatte immer noch einen schlechten Tag, aber immerhin waren jetzt ein paar Sänger an der Reihe, die die für ihre Stimme richtigen Lieder sangen und diese Sache gut machten. Leider kenne ich keinen der Namen, so dass ich nicht sagen kann, wer was gesungen hat, aber der Großteil der zweiten Hälfte hat mir einigermaßen gefallen.
So, dass das erste Konzert doch nicht ganz fehl gelaufen war. Dennoch war es ein interessantes Erlebnis und ich war nun wirklich gespannt darauf, wie das zweite Konzert laufen würde. Doch an diesem Tag, eigentlich schon Nacht, war ich nur eines. Müde.
Dieses war der erste Streich, doch der zweite folgt nicht gleich. Sondern erst, wenn die „alten Hasen“ ihre Berichte geschrieben haben, da ich dieses wert finde, detaillierter zu berichten (und dies sehr positiv, so viel sei schon mal verraten).
Euer samuel.
Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »samuel« (4. Dezember 2013, 21:27)