Mit geklauten Lada durch die Walachei Brandenburgs
Maik Klingenbergs Eltern haben sich schon länger auseinander gelebt. Der Vater, ein erfolgloser und fremdgehender Immobilienmakler, die Mutter Alkoholikerin und Maik selbst ist der geborene Langeweiler, der nicht zur Party des beliebtesten Mädchens der Klasse eingeladen wird. Genau so wenig, wie Tschick, der Neue in der Klasse, der unangenehm riecht, im Unterrichtsraum den letzten Alkohlrausch auskotzt und über den hinter vorgehaltener Hand getuschelt wird, er habe Verbindungen zur russischen Mafia. Nach anfänglichen Schwierigkeiten raufen die beiden Jungs sich zusammen, Tschick steht plötzlich mit einem alten klapprigen Lada vor der Tür und sie machen sich auf den Weg ins brandenburgische Nirvana. In die Walachei, wie Tschick es sagt also dahin, wo der Briefkasten nur geleert wird, wenn er wirklich voll ist. Sorry, der Witz musste jetzt sein.
Der Umsetzung von Herrendorfs Roman habe ich entgegen gefiebert und wurde nicht enttäuscht. Entstanden ist unter der Regie von Fatih Akin, der übernahm die Leitung nachdem die Zusammenarbeit des Filmteams mit dem ursprünglichen Regisseur wegen Differenzen beendet wurde, ein einfühlsamer, melancholisch bewegener Roadmovie, der es in sich hat. Gespickt mit Ernst, viel Humor und Nachdenklichkeit erzählt er die Geschichte einer Freundschaft, die nur einen Moment im Leben lang währt. Nämlich so lange, bis das Benzin ausgeht und geklaut werden muss und später ein Unfall die Fahrt brutal beendet und damit auch die Begegnung zwischen den zwei ungleichen Jugendlichen. Doch, mit dem Unfall verschieben sich die Machtverhältnisse im Hause Klingenberg und Maik wird diesen Sommer in ewiger Erinnerung behalten. So wie hoffentlich auch viele Zuschauer. Denn, der Film lohnt sich. Die Gestaltung, von den Drehorten bis hin zu den requisiten, irgendwie hat man sich das alles so auch vorgestellt. Für meinen Geschmack hätten sie für Maik zwar einen Jungen nehmen können, der noch braver aussieht als Tristan Göbel mit seinen schulterlangen Haaren aber der Junge und auch sein Tschick-spielender Gegenpart machen ihre Sache großartig.
Und das ist gut so, tragen sie doch den Film, der auch in Mehltau versinken und langweilig hätte werden können, da ja heruntergerechnet so viel nun auch nicht passiert. Doch, das Gegenteil ist der Fall. Der Zuschauer ist Beobachter und Begleiter dieses Kurztrips, der sich lohnt. Eine wunderbare Verfilmung, die man sich ansehen sollte.
Wer übrigens mal die Drehorte besuchen möchte, kann das tun:
https://mitvergnuegen.com/2016/11-drehor…besuchen-koennt
Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »samuel« (19. September 2016, 17:52)