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Tumman veden päällä / Above dark waters / Aus dunklen Wassern (FIN 2013, 108 Min., Regie Peter Franzén)
So kann ein Festival doch mal losgehen - ich möchte euch ein finnisches Husarenstück vorstellen, das in Lübeck seine Internationale Premiere erlebte (heißt also erste öffentliche Aufführung außerhalb Finnlands).
Worum es geht:
Sechs Jahre lang arbeitete Franzén an seinem Roman. Jetzt hat er ihn selbst verfilmt: Er erzählt von Pete, der in Keminmaa, im Südwesten Lapplands, aufwächst: gemeinsam mit seiner jüngeren Schwester Suvi und wohl behütet in einer intakten Familie, wie es scheint. Doch dann tun sich Risse auf in der Idylle. Nachts hört der Junge unheilvolle Geräusche, Streiten und Weinen. Schuld an der familiären Gewalt ist Petes Stiefvater. Wenn er getrunken hat oder wenn er meint, Grund zur Eifersucht zu haben, wird er unberechenbar. Aber weil Petes Mutter bereits einmal geschieden ist, kann und will sie ihn nicht verlassen. Deshalb bringt sie den Jungen immer wieder zu den Großeltern, wo er die Kraft zur Entwicklung einer eigenen Persönlichkeit gewinnt. Strikt aus der kindlichen Perspektive erzählt, vermittelt der Film einen berührenden Blick auf eine schwierige Kindheit. (Quelle: Nordische Filmtage Lübeck)
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Franzéns Film ist stark autobiographisch (versetzt den Zuschauer entsprechend in die 70er Jahre zurück) und beeindruckt mich vor allem dadurch, dass er konsequent die Erzählperspektive des jungen Pete (Olavi Angervo in seiner ersten Filmrolle) ein- und durchhält. Unbeantwortete Fragen für die Zuschauer inklusive, die sich der Junge aber oft selbst nicht stellt. Auch wenn die Handlung "trinkender Vater schlägt Frau, Kinder leiden, Mann tut es leid, macht allen Geschenke, Frau vergibt ihm, verzichtet auf eine Anzeige und kommt zurück und alles ist wieder gut bis es wieder von vorn los geht" nicht mehr besonders originell daherkommt - das Storytelling, die erwähnte Art der Erzählperspektive macht den Film für mich dennoch zu etwas Besonderem. Ohne die Moralkeule, ohne dass ich der Mutter für ihr Verhalten böse sein kann (der Junge ist es nicht, der Zuschauer wird es damit auch nicht) - und das ist wirklich etwas Neues bei dieser Art von Handlung.
Kurzum: Ein absoluter Tipp für alle, die skandinavisches Kino mögen, und eine Must-See-Empfehlung für alle, die mehr von einem Jungendarsteller erwarten als nur gut auszusehen.
Finnischer Kinostart war am 6. September - bisher ist noch keine internationale Auswertung geplant; ich kann nur hoffen, dass sich das ändert.
IMDB-Link
Und hier noch einige Bilder von Olavi und dem Rest der Familie:
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