„Pelo Malo“ (Schlechtes Haar) mit Samuel Lange Zambrano
"Pelo Malo" gewinnt Goldene Muschel in San Sebastian.
Mit der Verleihung der Preise ging am Wochenende das 61. Filmfestival von San Sebastián zu Ende. Die Goldene Muschel für den besten Film ging einstimmig an die venezoelanisch-peruanisch-deutsche Koproduktion Drama Pelo Malo von Mariana Rondón.
Der neunjährige Junior (Samuel Lange) will sich unbedingt seine gelockten Haare glätten lassen - denn das passe ja viel besser zu seinem Traum, als langhaariger Sänger berühmt zu werden. Das alles gefällt Juniors Mutter (Samantha Castillo) überhaupt nicht, die kürzlich ihren Job verloren hat und es gerade so schafft, die Familie zu ernähren. Sie befürchtet, Junior könnte homosexuell werden und versucht daher, mit allen Mitteln die Identitätsentwicklung des Kindes in die von ihr gewünschte Richtung zu bewegen.
Der Held in Mariana Rondóns improvisierten Drama „Pelo Malo“ (Schlechtes Haar) ist der neunjährige Junior, dessen alleinerziehende Mutter verbittert versucht, ihren chaotischen Alltag in den Griff zu bekommen.Ihre größte Sorge ist Juniors Art, die so gar nicht in ihr klassisches Männerbild passt. Seine Schwärmerei für den Nachbarsjungen ist ihr ein Dorn im Auge. Rondón verknüpft die homophobe Attitüde der Mutter unaufdringlich mit einem Porträt der venezolanischen Gesellschaft.
(TAZ)
Irgendwie muss ich da jetzt schon wieder an Jorge Gonzalez denken. Also wenn man von der kurzen Szene im Trailer ausgeht muss ich persönlich sagen....glattes Haar steht ihm nicht. für diese interessante Vorstellung.
Kleiner Nachschlag zum 61. Internationales Filmfestival San Sebastián.
Ein Artikel in der sueddeutsche.de: Tragödie von Mutter und Sohn von Paul Katzenberger.
Die Welt ist viel zu kompliziert, um sie mit einfachen Erklärungen zu beschreiben. Viel Wahrheit findet sich aber in der Familie - dem elementarsten Lebensraum des Menschen.
Beim Filmfestival in San Sebastián punkteten vor allem Filme, die kluge Fragen zu Töchtern und Söhnen und ihren Müttern und Vätern stellten.
ist derzeit in den schweizer Kinos zu bewundern.
Für den deutschen Markt ist noch kein Termin bekannt...
Land Venezuela / Peru / Argentina / Germany
Jahr 2013
Regie: Mariana Rondón
Besetzung: Beto Benites, Samantha Castillo, Samuel Lange Zambrano, Nelly Ramos
Startdatum: 10.04.2014 (Deutschschweiz), 02.04.2014 (Romandie)
Filmlänge: 93 min
Inhalt:
Der venezolanische Junge Junior (Samuel Lange Zambrano) wohnt zusammen mit seiner alleinerziehenden Mutter Marta (Samantha Castillo)
und seinem jüngeren Bruder in einer kleinen Wohnung in Caracas. In Kürze soll Junior eingeschult werden, und um dort aufgenommen zu
werden, braucht er noch ein Foto von sich. Das soll aber nicht irgendein Foto werden. Junior, der von Geburt an krauses Haar besitzt,
möchte wie seine Mutter und sein Lieblingssänger auf dem Bild glattes Haar haben. So verbringt er viel Zeit im Badezimmer, was seine Mutter
misstrauisch werden lässt.
Die vor kurzem arbeitslos gewordene Frau fürchtet nämlich, dass ihr Sohn homosexuell sein könnte. Sie holt sich dafür sogar Rat beim Arzt
und überlegt sich ernsthaft ihren ältesten Sohn bei ihrer Schwiegermutter (Nelly Ramos) abzugeben. Dabei möchte Junior doch nur von
seiner Mutter geliebt werden. Doch diese scheint dazu nicht fähig, was je länger je mehr zu Spannungen zwischen Sohn und Mutter führt.
Eines der ersten Bilder, das ich für diesen Film im Kopf hatte, war ein großes Mehrfamilienhaus und die tausenden von Geschichten, die sich hinter diesen Wänden abspielen: Hitze, Nacktheit, Unsicherheit, Zerbrechlichkeit, Sinnlichkeit, Sex, Gewalt, Familie, Mutter, Kind. Die kleinen, intimen Geschichten, die ich mir vorgestellt habe, wuchsen und wurden komplexer – und so waren meine Charaktere geboren. Es sind hilflose Charaktere. Verletzte und verletzende Erwachsene und Kinder, die lernen, wie man jemandem wehtut. Marta, die Mutter konzentriert sich aufs Überleben. Sie lehrt ihren Sohn Junior, es genau wie sie zu machen: zu überleben – ohne Hilfsmittel und ohne Freiheit. Aber Junior ist anders, er kämpft mit allem, was er hat, darum, seine große Sehnsucht zu erfüllen. ... PELO MALO ist die intime Geschichte eines neunjährigen Jungen und seiner Einführung ins Leben. Mariana Rondón
(Quelle: Filmfest München)
Wieder eine dieser Alltagsgeschichten, die man aus südamerikanischen Familienfilmen kennt. Junior (gespielt von Samuel Lange Zambrano) möchte Musiker und von seiner Mutter akzeptiert werden. Die wiederum scheut körperliche Nähe zu ihrem neunjährigen Sohn und hat dann zunehmend Angst, dass er schwul werden könnte, wenn er ungezwungen durch die Gegend tanzt und sich die Haare glättet. Unverhohlen weist der Film darauf hin, welche krassen Vorstellungen in einigen Teilen dieser Welt doch herrschen - auch in Europa gibt es Homophobie zu Genüge, aber so krass wie hier dargestellt wohl eher nicht. Die Mutter nervt den Zuschauer natürlich schnell sehr gewaltig mit ihren bekloppten unsinnigen Gedanken. Junior ist hin- und hergerissen, weilt aber in einer völlig anderen Welt. "Pelo Malo" (übersetzt soviel wie "Schlechtes Haar") folgt dabei keinesfalls der Tradition von "Maximo Oliveros", weil der junge Hauptdarsteller hier ganz anders tickt und sich seiner Neigungen noch gar nicht bewusst ist bzw. sein kann. Zudem ist dieser Film beileibe nicht so schräg, sondern bodenständig und alltagstauglich mit ganz einfacher Rahmenhandlung: Junior will einfach nur ein Foto für die Schule, auf dem er als hipp gestylter Sänger zu sehen ist. Die Beziehung zwischen seiner Mutter und ihm wird allein dadurch auf eine harte Probe gestellt. Weitergehende familiäre und soziale Umfelder tun ihr Übriges.
Ich finde den Film sehenswert, wenn ich auch normalerweise nicht so auf südamerikanische Cinematografie abfahre. Hierfür mache ich gerne eine Ausnahme. Ich gehe davon aus, dass er auch bei uns ins Kino kommt (Start in Venezuela war Ende April), weil es eine deutsche Coproduktion ist (Berlinale World Cinema Fund) und der Weltvertrieb stark am Arbeiten zu sein scheint. Kino.de hat ihn zumindest schon gelistet. Und das ist ein gutes Zeichen.
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Heute ist der erste Tag vom Rest deines Lebens. Und: Denken hilft.
Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von »Cole« (4. Juli 2014, 17:53)