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Cole

Bionic Beaver

Registrierungsdatum: 1. November 2002

Beiträge: 3 744 Aktivitäts Punkte: 20 565

1

Mittwoch, 20. Februar 2013, 11:15

Berlinale 2013: Was vom Festival übrig blieb

In diesem Thread möchte ich kurz auf die von mir gesehenen Berlinale-Filme eingehen, die außerhalb der Generation liefen und die einen näheren Blick lohnen. Ohne für jeden einen eigenen Thread aufzumachen. Betrachtet es also es "Resterampe" der Berlinale 2013, im positiven Sinne des Wortes. :D


Das merkwürdige Kätzchen (Deutschland 2013, Regie: Ramon Zürcher)

=> lief im Internationalen Forum

Inhalt: "Das merkwürdige Kätzchen" zeigt die Alltagswelt einer typischen Berliner Altbauwohnung: Verwandte kommen zu Besuch, die Waschmaschine wird repariert, man redet über Lungen, ein Knopf wird angenäht. Dabei sind nicht nur die Menschen Protagonisten: Auch die Haustiere und die leblose Objekte haben ihren Platz in der minutiös geplanten Kette von Handlungen und Reaktionen, die insgesamt den Eindruck einer Choreographie des alltäglichen Lebens schaffen.
Quelle: kino-zeit.de

Fazit: Ein Samstag im Leben einer Großfamilie. Oder wie sich Kommunikation entfaltet, krumme Wege einnimmt, gespiegelt, gebrochen und hintergangen wird. (Quelle: critic.de)

Trailer und Clips
Facebook-Seite

Es spielen drei Jungdarsteller mit, Mia Kasalo als "Klara", Gustav Körner als "Junge mit Ball" und Leon Beiersdorf als "Jonas" (von links nach rechts):

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Der Film überzeugt mit ungewöhnlichen Kameraeinstellungen, tiefsinnig-hintergründingen Dialogen, verhinderter Kommunikation und unterschwelligen Botschaften. Er ähnelt einem Kammerspiel und erinnert mich stellenweise an Hitchcocks "Cocktail für eine Leiche", wegen der Cinematographie und der Eingegrenztheit der Spielfläche. Diese 72 Minuten sind für jeden kinobegeisterten Zuschauer wirklich gut angelegt. Überzeugend ist auch, dass ich keine einzige wirklich schlechte Kritik gelesen habe, was bei der deutschen Cineastenlandschaft sehr ungewöhnlich ist.



Sollte dieser Arthaus-Film mal im TV kommen (Arte) unbedingt anschauen, eine breitangelegte Kino- oder baldige DVD-Auswertung halte ich derzeit für unwahrscheinlich, man weiß jedoch nie.


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Heute ist der erste Tag vom Rest deines Lebens. Und: Denken hilft.

Dieser Beitrag wurde bereits 3 mal editiert, zuletzt von »Cole« (20. Februar 2013, 11:45)

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danielad

Lebende Foren Legende

Registrierungsdatum: 7. März 2007

Beiträge: 1 092 Aktivitäts Punkte: 5 600

2

Mittwoch, 20. Februar 2013, 22:19

danke für die Vorstellung, Cole. ausgehend von den Ausschnitten würde ich sagen, dass ich mit Deiner Bewertung völlig einverstanden bin. Der perfekte Stoff für ARTE. Ich hoffe der läuft dann irgendwann dort.
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Cole

Bionic Beaver

Registrierungsdatum: 1. November 2002

Beiträge: 3 744 Aktivitäts Punkte: 20 565

3

Donnerstag, 21. Februar 2013, 09:18

Chiralia (Deutschland 2013, Regie: Santiago Gil)

=> lief in der Perspektive Deutsches Kino

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Inhalt: Sommer. Ein See im Wald. Vater und Sohn schwimmen auf den See hinaus, plötzlich taucht der Junge ab und ist nicht mehr zu sehen. Ist er ertrunken? Das Verschwinden des Kindes löst eine Schockwelle aus, die von Mensch zu Mensch weitergetragen wird. Die Geschichte verlässt ihren Ausgangspunkt und ruft Erinnerungen wach, die trügen können. Sie breitet sich aus über Zeit und Raum, verändert sich und verliert die Deckungsgleichheit mit dem wirklichen Ereignis. Am Ende weiß niemand mehr genau, was wirklich geschah – und ob überhaupt ein Kind verschwunden ist.

"Chiralia" ist ein undurchsichtiges Wechselspiel von Realität, Wahrnehmung und Erinnerung. Um das Vergehen der Zeit und den Fortgang der Geschichte visuell erfahrbar zu machen, werden die Bilder in ruhigen, fließenden Kamerabewegungen von einer Erzählperspektive zur nächsten getragen. Hin und wieder löst sich die Kamera ganz von der Welt der Protagonisten.

Quelle: 63. Internationale Filmfestspiele Berlin (Katalog)

Mt Lenio Amory Einbeck spielt ein Jungdarsteller mit, der auch für das Filmposter herhalten durfte...

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Ein interessantes Kurzfilm-Experiment. In einer geschlossenen Geschichte wird in einer Art Kreislauf über einen Tag und eine Nacht im Wald erzählt. Ein Vater sucht seinen Sohn, der vielleicht ertrunken ist. Ein paar Camper helfen, ein Paar zeltet am Lagerfeuer und es gibt Streit. Eine Frau schwimmt im See. Die Erzählperspektive wechselt mit fast jedem Darsteller, der neue eingeführt wird. Am Ende ist der Zuschauer so schlau wie vorher, hat aber eine interessante Erfahrung gemacht. 26 Minuten zum Nachdenken. Wird wohl bald mal in einer Kurzfilmnacht im TV laufen.
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milu

RobinZon

Registrierungsdatum: 30. März 2007

Beiträge: 6 263 Aktivitäts Punkte: 33 440

Danksagungen: 7

4

Donnerstag, 21. Februar 2013, 16:00

Klingt echt interessant, aber auch traurig weil man wohl hin- und hergerissen ist. Ich lass mich mal überraschen. Danke für die Vorstellung !

Gruß MiLu
Gruß MiLu

"Ich weiß nicht, mit welchen Waffen der dritte Weltkrieg ausgetragen wird, aber im vierten Weltkrieg werden sie mit Stöcken und Steinen kämpfen."

Albert Einstein
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Cole

Bionic Beaver

Registrierungsdatum: 1. November 2002

Beiträge: 3 744 Aktivitäts Punkte: 20 565

5

Sonntag, 24. Februar 2013, 18:53

Uroki Garmonii (Kasachstan / Deutschland / Frankreich 2013, Regie: Emir Baigazin)

=> lief im Wettbewerb

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Inhalt: Während einer ärztlichen Untersuchung wird der 13-jährige Aslan vor den Augen vieler Mitschüler gedemütigt, was seine latente Persönlichkeitsstörung zum Ausbruch kommen lässt. Ständig befallen ihn Zweifel an sich selbst, zugleich strebt er verbissen nach Sauberkeit und Perfektion. Alles, was ihn umgibt, muss er unter seine Kontrolle bringen. Wegen dieses Zwangs gerät Aslan, der bei seiner Großmutter in einem kasachischen Dorf lebt, in immer ernstere Konflikte. Mit tiefer Abscheu beobachtet er, dass die meisten Mitschüler in einem System krimineller Machenschaften gefangen sind, darunter auch Bolat, von dem sich Aslan besonders erniedrigt fühlt. Bolat erpresst Schutzgeld von kleineren Kindern. Für den Außenseiter Aslan hat er nur Verachtung übrig.
In seinem ersten abendfüllenden Spielfilm zeigt Emir Baigazin die Konfrontation des Individuums mit Mechanismen der Ausgrenzung und Gewalt. Die wachsende Brutalisierung des öffentlichen Lebens bildet dabei den Hintergrund. In streng kalkulierten optischen Tableaus, die der Film durch symbolistische Szenen aus der Tierwelt ergänzt, entfaltet sich das Schicksal eines Jungen, der sich wehrt und dabei selbst zu zerstören droht.

Quelle: 63. Internationale Filmfestspiele Berlin (Katalog)


Die angedeutete Demütigung artet bereits zu Beginn des Films in Schläge mit der Metalllatte auf die Fleischlatte :D (kein Scheiß!) aus. Aua, diese kasachischen Schulärzte sind ganz schön hart drauf. Kurz vorher schon schlachtet Jung- und Hauptdarsteller Timur Aidarbekov ein Schaf und weidet es anschließend gründlich aus - Gedärme in Close-ups. Andere Völker, andere Sitten. Ich habe diesen Film direkt nach dem Frühstück gesehen und das war vielleicht keine ganz so gute Idee. Danach gibts die bekannte Schulhof-Schläger-von-Mami-unterdrückte-Bullys-die-sich-an-Kleineren-abreagieren-und-vor-den-oberen-Klassenstufen-buckeln-Handlung, die mich irgendwie immer wieder aggressiv zurücklässt. Trotz allem ist dem Regisseur hier ein knapp zweistündiges intensives Coming-of-Age-Drama gelungen, das trotz teils lange Einstellungen - wie ja aus dem asiatischen Kino eh bekannt - zu keiner Zeit langweilig ist. Legt die Handlung zu Beginn gleich richtig brutal los, wird es hinten raus dann mit einigen Folterszenen, an denen Minderjährige als Opfer beteiligt sind, auch noch so richtig schön politisch inkorrekt. Auf jeden Fall ein interessantes Erlebnis, dessen Ende selbstredend ein wenig offen bleibt. Eine Lösung für DIESE Handlung hätte ich auch nicht gewusst... :D Fazit: Cineastische Erfahrungen der anderen Art, aber nur was für Hartgesottene.

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Dieser Beitrag wurde bereits 4 mal editiert, zuletzt von »Cole« (24. Februar 2013, 19:06)

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Cole

Bionic Beaver

Registrierungsdatum: 1. November 2002

Beiträge: 3 744 Aktivitäts Punkte: 20 565

6

Montag, 25. Februar 2013, 15:17

Concussion (USA 2012, Regie: Stacie Passon)

=> lief im Panorama



Inhalt: Abby ist 42, verheiratet, gut situiert, lesbisch, hat mit ihrer Frau zwei Kinder – ein echtes Familienidyll. Nachdem sie beim Spielen mit ihren Kindern durch einen Baseball am Kopf verletzt wird, kommt das ausbalancierte Arrangement aus Gym, Schule, Familie und Haushalt ins Wanken: "I don't want this!" so ihr verzweifeltes Mantra schon auf dem Weg ins Krankenhaus. Sie beginnt ein Renovierungsprojekt in der nahen Großstadt, und verlässt schließlich nicht nur den aufgeräumten Vorort, sondern auch den vorgezeichneten Weg: Nachdem sie zweimal mit Prostituierten Sex gehabt hat, beginnt sie selbst für die vermutlich unwahrscheinlichste Zuhälterin der Filmgeschichte zu arbeiten - nur für Frauen, versteht sich.
New New Queer Cinema: die Frauen werden älter, die Themen erwachsener, aufgeräumter. Oder eben gerade doch nicht? Stacie Passons erster langer Spielfilm wurde von Rose Troche produziert, der Regisseurin von Go Fish, einem lesbischen Klassiker des New Queer Cinema und Teddy-Gewinner 1994. Eine produktive Zusammenarbeit, die, wie umgekehrt Passons Wirken als Produzentin von Troches neuestem Kurzfilm belegt, weitere gemeinsame Projekte verspricht.

Quelle: 63. Internationale Filmfestspiele Berlin (Katalog)


Ein Familiendrama moderner Prägung: Patchwork, Sex und Rock'n'Roll. Gut, dass hier überhaupt nicht auf den ausgelutschten "Konflikt" normal/annormal abgehoben wird, der viele andere Queer-Filme teilweise so unerträglich altbacken daherkommen lässt. Hier wird ganz einfach nur - und das durchaus kurzweilig - eine amerikanische Alltagsgeschichte aufgeklärter Prägung erzählt, wie es dem lesbischen Paar so ergeht und dass es sich mit den gleichen Problemen rumschlagen muss wie jedes Hetero-Paar auch. Sehr gut inszeniert, schauspielerisch durchaus mit Klasse. Es herrscht eine dramatisch-spannende Atmosphäre, leider fehlt der letzte Kick so ein wenig. Dafür viel nackte Haut und viel Drama, Baby. Stellenweise läuft der Streifen Gefahr, zum Softporno zu verkommen - was bei so schrecklich langen Festivaltagen gerade während der Berlinale aber natürlich auch seinen Reiz haben kann. Achja: Die Youngstars, also die Kids der Hauptdarstellerinnen (Maren und Micah Shapero - auch im wirklichen Leben Geschwister) kommen immer mal wieder vor, sind aber nicht so präsent, als dass ich nun irgendwo ein Bild von ihnen hätte auftreiben können. Das überlasse ich den anderen Experten hier. Allen Masochisten sei dann abschließend noch Gretchen (Kate Rogal) ans Herz gelegt. :D Nur den Faust, den suchen wir hier vergeblich.


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Das wars mit der Berlinale dieses Jahr. Ich bin mit allem, was noch der Rede wert war, soweit durch. Bleibe aber natürlich gespannt auf eure Meinung, wenn ihr dann mal irgendwann das eine oder andere zu Gesicht bekommen habt...
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samuel

Überlieferer der Zeit

Registrierungsdatum: 9. Juni 2011

Beiträge: 9 504 Aktivitäts Punkte: 39 125

7

Montag, 25. Februar 2013, 15:30

Bin gespannt,ob und wie viel überhaupt, wir außerhalb der Berlinale davon zu sehen bekommen werden. Alle vorgestellten Filme klingen interessant. Wenn überhaupt, wird vieles wohl nur irgendwann auf Arte spät nachts zu sehen sein.
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