Concussion (USA 2012, Regie: Stacie Passon)
=> lief im Panorama
Inhalt: Abby ist 42, verheiratet, gut situiert, lesbisch, hat mit ihrer Frau zwei Kinder – ein echtes Familienidyll. Nachdem sie beim Spielen mit ihren Kindern durch einen Baseball am Kopf verletzt wird, kommt das ausbalancierte Arrangement aus Gym, Schule, Familie und Haushalt ins Wanken: "I don't want this!" so ihr verzweifeltes Mantra schon auf dem Weg ins Krankenhaus. Sie beginnt ein Renovierungsprojekt in der nahen Großstadt, und verlässt schließlich nicht nur den aufgeräumten Vorort, sondern auch den vorgezeichneten Weg: Nachdem sie zweimal mit Prostituierten Sex gehabt hat, beginnt sie selbst für die vermutlich unwahrscheinlichste Zuhälterin der Filmgeschichte zu arbeiten - nur für Frauen, versteht sich.
New New Queer Cinema: die Frauen werden älter, die Themen erwachsener, aufgeräumter. Oder eben gerade doch nicht? Stacie Passons erster langer Spielfilm wurde von Rose Troche produziert, der Regisseurin von Go Fish, einem lesbischen Klassiker des New Queer Cinema und Teddy-Gewinner 1994. Eine produktive Zusammenarbeit, die, wie umgekehrt Passons Wirken als Produzentin von Troches neuestem Kurzfilm belegt, weitere gemeinsame Projekte verspricht.
Quelle: 63. Internationale Filmfestspiele Berlin (Katalog)
Ein Familiendrama moderner Prägung: Patchwork, Sex und Rock'n'Roll. Gut, dass hier überhaupt nicht auf den ausgelutschten "Konflikt" normal/annormal abgehoben wird, der viele andere Queer-Filme teilweise so unerträglich altbacken daherkommen lässt. Hier wird ganz einfach nur - und das durchaus kurzweilig - eine amerikanische Alltagsgeschichte aufgeklärter Prägung erzählt, wie es dem lesbischen Paar so ergeht und dass es sich mit den gleichen Problemen rumschlagen muss wie jedes Hetero-Paar auch. Sehr gut inszeniert, schauspielerisch durchaus mit Klasse. Es herrscht eine dramatisch-spannende Atmosphäre, leider fehlt der letzte Kick so ein wenig. Dafür viel nackte Haut und viel Drama, Baby. Stellenweise läuft der Streifen Gefahr, zum Softporno zu verkommen - was bei so schrecklich langen Festivaltagen gerade während der Berlinale aber natürlich auch seinen Reiz haben kann. Achja: Die Youngstars, also die Kids der Hauptdarstellerinnen (Maren und Micah Shapero - auch im wirklichen Leben Geschwister) kommen immer mal wieder vor, sind aber nicht so präsent, als dass ich nun irgendwo ein Bild von ihnen hätte auftreiben können. Das überlasse ich den anderen Experten hier. Allen Masochisten sei dann abschließend noch Gretchen (Kate Rogal) ans Herz gelegt.
Nur den Faust, den suchen wir hier vergeblich.
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Das wars mit der Berlinale dieses Jahr. Ich bin mit allem, was noch der Rede wert war, soweit durch. Bleibe aber natürlich gespannt auf eure Meinung, wenn ihr dann mal irgendwann das eine oder andere zu Gesicht bekommen habt...