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Hibiki

Hüter des Lichts

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1

Donnerstag, 23. August 2012, 18:04

Kinderspiele (1992)

(Mit Jonas Kipp, Matthias Friedrich, Antonio Wannek, Nadine Grenz, Oliver Bröcker)





"Kinderspiele" ist ein deutscher Kino- und Fernsehfilm aus dem Jahre 1992 von Wolfgang Becker, der hier seine Kindheitserinnerungen verarbeitete.

Gleich zu Anfang des Films wird folgender Text eingeblendet:
"Wir machen darauf aufmerksam, daß es sich bei dem Fernsehfilm >Kinderspiele< nicht um einen Film für Kinder handelt. Gezeigt werden die schmerzlichen Erfahrungen eines 11-Jährigen Jungen, seine Verzweiflung beim Verlust seiner geborgenen Kindheit. In erster Linie richtet sich der Film damit an Erwachsene."

Erzählt werden die Sommererlebnisse des 11-Jährigen Micha (talentiert dargestellt von Jonas Kipp!) in einem Vorort im Deutschland der 60er Jahre. Die Familienverhältnisse sind angespannt, er fühlt sich vernachlässigt. Der cholerische Vater schlägt, die Mutter vernachlässigt ihn und bevorzugt unverhohlen ihren jüngsten Spross Peter, der aufgrund dieser Tatsachen als Ventil Michas herhalten und zahlreiche Gemeinheiten über sich ergehen lassen muss.
Auch ein gutes Zeugnis, das er mit nach Hause bringt und ihm die Türen zum Gymnasium öffnet, findet wenig Anerkennung, ja stößt beim Vater fast auf Ablehnung. Abwechslung bietet ihm lediglich das Abhängen mit seinem äußerst primitiven Kumpel Kalli, dessen Umgang ihm seitens seines Vater eigentlich verboten ist, oder Verabredungen mit dem Mädchen Claudia. In seine Einsamkeit träumt er von fernen Planeten oder schickt mit seiner Taschenlampe Lichtsignale in den nächtlichen Sternenhimmel.
Als die Mutter mit Peter die Familie verlässt, spitzt sich die Lage zu. Versuche Michas, die Familie wieder zusammenzubringen, scheitern und enden gar in eine Katastrophe!
Nein, für Kinder ist dieser Film, trotz seines Titels, wirklich nicht geeignet. Zu viele Szenen wären wohl unverständlich und auch zu drastisch - zumal einige Gewaltszenen so real dargestellt sind, dass es einen emotional sehr an die Nieren geht! Sämtliche Darsteller, selbst die Jüngsten (herausragend hier Matthias Friedrich als der jüngere Bruder "Peter") spielen exzellent! Die Kameraarbeit ist hervorragend (wundert mich nicht, dass dieser Film den Kamerapreis 1992, Kategorie Fernsehfilm, erhielt).
Ja, es gibt sie, die deutschen Filmperlen - wenn auch zu selten.


«Ein wunderschöner traurigkomischer Film über das brachiale Ende einer Kindheit in den Sechzigern, über zu schnelles Erwachsenwerden, über die erste zarte Verliebtheit. Über vieles, woran man sich selbst noch gut erinnern kann und was den Film so vertraut macht wie ein Gang durchs Elternhaus.»

Stern

«Nirgends konnte man die klaustrophobische Enge, die wahrscheinlich jedes Aufwachsen prägt - und dann im Alterungsprozess vergessen geht -, beklemmender spüren als in KINDERSPIELE, der meisterhaft situierten Schilderung einer Kindheit. Die perfekt rekonstruierte Studie einer Arbeiterfamilie katapultierte mindestens alle, die zur selben Zeit und in einem ähnlichen Milieu gross geworden sind, mit schon fast brutaler Erinnerungsgewalt in das, was erst im Rückblick nicht länger als ganz normale Jugend erscheinen mag: in den ärmlichen, verkümmerten und verkümmernden Alltag mit jähzornigen Vätern und erschöpften Müttern, mit komisch riechenden Grosseltern und beängstigenden Dorftrotteln, mit Trevira-Anzügen und ,Fix-&-Foxi-Heftchen', mit den endlosen Tücken falsch gerichteter Femsehantennen und den verklemmten Heimlichkeiten Pubertierender in vorpermissiven Zeiten, mit, mit, mit... Die gnadenlos genaue Evozierung des äusseren Rahmens findet ihre Entsprechung in der Gnadenlosigkeit, mit der Becker die Geschichte von väterlicher Brutalität und kindlicher Grausamkeit schliesslich in die Katastrophe führt.»
Neue Zürcher Zeitung



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samuel

Überlieferer der Zeit

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2

Donnerstag, 23. August 2012, 21:19

Den Film wollte ich, nachdem ich die Inhaltsangabe vor Jahren gelesen hatte, mal ansehen, aber der wurde schon ewig nicht mehr im Fernsehen gezeigt oder ist jetzt wieder ein Termin angekündigt?
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Shane

unregistriert

3

Donnerstag, 23. August 2012, 21:21

Sehr interessant! Vielen Dank für die Vorstellung.
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Ender

Überlieferer der Zeit

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4

Donnerstag, 23. August 2012, 22:35

Danke Hibiki!

Du gräbst ja momentan lauter interessante Filme aus. Wie bist Du gerade auf diesen gekommen?
Ist ja auch interessant, wenn man nachschaut, was aus den YS von damals geworden ist.

Ender
Europa ist unser aller Zukunft. Wir haben keine andere.
Hans-Dietrich Genscher
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Prometheus

Dr. Hasenbein

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Wohnort: Schwäbischer Hasenbau

5

Freitag, 24. August 2012, 00:13

Schade, hatte fast schon damit gerechnet einen DVD/BD-Link in diesem Thread vorzufinden...was dem leider nicht so war. :S Eine Ewigkeit her, dass der mal lief, hab die Ausstrahlung von 1994(!) gesehen und kann mich nicht mehr so gut an den Film erinnern. Die Ausstrahlung von 2003 ist mir entgangen. Finde ich auch ein bisschen doof, wenn ein Film nur etwa alle 10 Jahre gesendet wird, das Hondo-Syndrom. :S :D Der Logik her müsste er spätestens im Verlauf des nächsten Jahres wieder laufen. ^^
Vive et alios sine vivere!

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Hibiki

Hüter des Lichts

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6

Freitag, 24. August 2012, 01:45

ist jetzt wieder ein Termin angekündigt?

Nicht dass ich wüsste. Um an den Film zu kommen, müsste man abwarten, bis gewisse TV-Sender (ZDF/arte) sich erbarmen, ihr Archiv abzustauben, einen Freundeskreis mit gut sortierten Filmarchiven haben oder das selige Internet durchsuchen, wo er eventuell als TV-Rip herumgeistern könnte :zwinkern:.
Vielen Dank für die Vorstellung.

Bitte.
Wie bist Du gerade auf diesen gekommen?

Zufall.
Schade, hatte fast schon damit gerechnet einen DVD/BD-Link in diesem Thread vorzufinden...

Der war gut... :D

Aber wer weiß...irgendwann...
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samuel

Überlieferer der Zeit

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7

Freitag, 24. August 2012, 06:22

Ich habe vor einiger Zeit mal bei den betreffenden Fernsehsender nachgefragt (weiß nicht mehr, ob ARD oder ZDF dafür verantwortlich waren), die den Film damals ausgestrahlt hatten. Mir einen Mitschnitt anzufertigen, war nicht möglich und es hat sich auch nicht so gelesen, als lege dieser Film noch im betreffenden TV-Archiv.
Da hat wohl ein sehr übereifriger Mitarbeiter mal aufgeräumt. Leider.
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