Orson Scott Card "Enders Spiel"
Eigentlich wollte ich warten, bis ich den Parallelband "Enders Schatten" ebenfalls ausgelesen habe, aber da das wohl noch etwas dauern wird und ich jetzt erst einmal etwas anderes lesen werde, stelle ich euch "Enders Spiel" schon jetzt vor.
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Autor: Orson Scott Card
Seiten: 456
Verlag: Heyne
ISBN-10:
3453314204
ISBN-13:
978-3453314207
Autor:
Orson Scott Card, geboren 1951 in Richland, Washington ist ein amerikanischer Schriftsteller, der vor allem Werke im Bereich Science-Fiction und Fantasy veröffentlicht. Bekannteste Romanreihe ist die des "Enderversums", wovon nur wenige Bände ihren Weg in die deutsche Übersetzung fanden. Der Hauptband "Enders Game" wurde mit Asa Butterfield als Darsteller des Ender verfilmt. Von zahlreichen Bänden dieser sowie der parallel verlaufenden "Shadow"-Reihe fehlt weiterhin eine Übersetzung für den deutschen Markt. Card engagiert sich neben der Schriftstellerei auch politisch und schätzt sich selbst als Demokrat ein, obwohl er mehrere Aspekte des Krieges gegen den Terror befürwortet, ebenso lehnt er gleichgeschlechtliche Ehen ab. Seine religiösen und politischen Ansichten kommen in seinen schriftstellerischen Arbeiten dabei immer wieder zum Ausdruck.
Handlung:
Der junge Ender Wiggin ist ein taktisches und strategisches Genie. Also wird er an die Militärakademie berufen - denn die Menschheit steht vor ihrer Vernichtung durch einen übermächtigen Feind und Ender soll das verhindern. Aber Enders Ausbildung verläuft anders, als es die Militärs es geplant haben. Ganz anders. (Quelle: Text Buchrücken)
Rezension:
Verglichen mit anderen Viellesern bin ich vielleicht ein etwas zu oft wohlwollender Leser, der immer zuerst möglichst viel Positives aus einem Roman, einem Thriller oder Krimi herausholen möchte, bevor ich beginne, mich mit den für mich "negativen" Punkten zu beschäftigen, die mir während des Lesens aufgestoßen sind. Schließlich kann ein Autor nichts dafür, wenn mir dies und jenes nicht gefallen hat, ich damit nicht zurecht gekommen bin, was ja bei einem anderen Leser schon wieder anders wirken kann. Und hier weiß ich dieses Mal nicht wirklich, wie ich genau anfangen soll, denn mit diesem Roman bin ich hin- und hergerissen in meiner Meinung, ob der Thematik und der Handlungs- und Denkweise einiger der Figuren. Zunächst einmal ist es wieder ein Roman aus dem Fantasy-/Science-Fiction-Bereich (oder umgedreht, je nachdem, wie man die Gewichtung legt), der mich packen konnte. In dem Sinne, dass ich einfach wissen musste, wie es weitergeht, wie die Handlung immer schneller und intensiver ihrem Höhepunkt entgegen schreitet oder eher fliegt. Schließlich spielt sich ein Großteil der Geschehnisse in Raumstationen irgendwo in den Weiten des Weltalls ab. Der Schreibstil ist eingängig, fließend, aber auch erdrückend und nicht selten hat man das Gefühl, dass dem Leser, genau wie "Ender", der Hauptfigur, die Luft zum eigenständigen Atmen abgeschnitten wird. Hier hat der Autor die Fäden in der Hand gehabt und mit den Gefühlen gespielt. Wer davon unberührt bleibt, dem fehlt's irgendwo. Es sind keine großen Lücken oder Fehler im Handlungsmuster zu erkennen, auch hier hat Scott mehr als sauber gearbeitet. Handwerklich sehr gut.
Die Sympathien des Lesers liegen sofort bei "Ender" Wiggins und das bleibt auch bis zur letzten Seite des Romans so, da sich dieser voll und ganz auf seine Hauptfigur konzentriert. Eine Stärke des Romans und zugleich auch seine Schwäche. Andere Handlungsstränge oder Nebenfiguren werden gerade einmal so gezeigt, dass sie genug interessant für den Leser sind, um zu zeigen, dass sie nicht unwichtig sind, aber eben auch nicht mehr. Schade. Wobei dies zumindest im Falle von "Bean", einer Nebenfigur dieses Romanes so gewollt und "richtig" sein dürfte, da dessen Geschichte im ebenfalls neu erhältlichen Roman "Enders Schatten" erzählt wird. Über Enders Geschwister hätte ich, anfangs weniger, später aber gerne mehr erfahren, wobei dies sicher auch den Umfang gesprengt hätte. Will hier aber auch nicht bestreiten, dass ich diesen Kritikpunkt vielleicht zurückziehen müsste, würde ich alle Bände aus dem "Enderversum" und der "Shadow"-Reihe gelesen haben, die ja diese Geschichte ergänzt und weitererzählt. Doch wird dieser Punkt erst einmal Fakt bleiben, soweit nur diese beiden Bände neu verlegt und die restlichen nicht übersetzt werden. Schade, für Millionen Leser, die vielleicht nicht der englischen Sprache mächtig sind (oder zumindest nicht so gut, dass man mehrere Bände in einer Fremdsprache durchhalten mag).
Zweiter Kritkpunkt trifft nicht den Autor, sondern eher die von Scott geschaffene Figur des Oberst Graff. Kann mich nicht erinnern, wann ich zuletzt im Verlauf einer Geschichte dermaßen wütend auf eine fiktive Figur geworden bin. Zum Glück bin ich in der Lage Realität und Fiktion zu trennen, aber wenn ich den erwische...
Seine Handlungsweisen mögen unter den, in dem Roman beschriebenen Bedingungen, verständlich und nachvollziehbar sein, tatsächlich sind sie jedoch verachtenswert und erschreckend, doch irgendwo muss ein Leser einen Gegenpol fassen können, wenn der Höhepunkt der Handlung wirklich erst gegen Ende auftaucht, wobei dieser bzw. Enders Überlegungen danach sogar diesen Unwillen gegenüber der Figur Graff verstärkt haben.
Ich bin dermaßen dankbar, dass dies alles nur Fiktion ist, sowohl die Geschichte als auch das dort beschriebene "System" welches Ender durchläuft. Ich hätte es körperlich wahrscheinlich keine Minute ausgehalten.
Trotzdem und gerade deshalb freue ich mich auf die gleiche Geschichte aus einer anderen Perspektive. "Enders Schatten", die Geschichte von Enders Freund Bean.
Euer samuel.
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Jetzt mal was anderes und das interessiert mich mal wirklich. Hat irgendjemand schon, außer samuelclemens und Ender, ein von mir hier vorgestelltes Buch auf mein Anraten hin mal gelesen (Falls ich jemanden übersehen haben sollte, bitte ich um Nachsicht.), welches noch nicht vorher hier in CW bekannt war? Der Sinn sollte es ja an sich sein, euch vielfältig zu zeigen, was man so lesen kann, außerhalb der Bestsellerlisten und was sich wirklich lohnt.