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samuel

Überlieferer der Zeit

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581

Donnerstag, 2. Februar 2017, 22:10

Heute möchte ich euch auf einen interessanten Blog aufmerksam machen. Da schickt ein Vater seinen Sohn, 11 Jahre alt und Autist, gleichsam auf Erkundungsexpeditionen a la "Extrem laut und unglaublich nah". Beide besuchen sie Fußballspiele, Konzerte und andere Veranstaltungen, diskutieren in Podcasts über wissenschaftliche, familiäre Themen oder eben über die schon erwähnten Ausflüge. Und eröffnen dabei den Lesern und Hörern eine einzigartige Sicht auf die Welt eines autistischen Kindes. Bitte hier entlang.
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samuel

Überlieferer der Zeit

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582

Mittwoch, 15. Februar 2017, 21:48

Letztes Jahr habe ich etwas schüchtern eine Visitenkarte über die Tresen der Verlagstände auf der Buchmesse herübergereicht. Nicht wissend, ob ich überhaupt ernstgenommen werde, ob die Visitenkarten hinter der Theke gleich wieder in der Rundablage P landen oder ob da wirklich Kontakte zustande kommen. Zwar war ich immer auf einem eher informellen Blogger- und Booktubertreffen, aber das war nichts offizielles und praktisch ohne Nutzen. Dieses Jahr glaube ich, muss mich mal jemand kneifen. Übernehmt ihr das?

Ich habe zwei Interviews mit Spitzenautoren, zwei Verlags-Bloggertreffen und noch ein paar andere Termine, von persönlichen Verlagsgesprächsterminen. Mein Messe-Freitag ist schon voll.

Bin fasziniert.

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »samuel« (15. Februar 2017, 22:04)

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583

Mittwoch, 15. Februar 2017, 22:04

Steter Tropfen höhlt den Stein oder dein Blog wird doch beobachtet,
wie dem auch sei jedenfalls haben sich deine Bemühungen ausgezahlt :)
Glückwunsch :smile2:
Wir verlangen, das Leben müsse einen Sinn haben,
aber es hat nur genau so viel Sinn wie wir ihm geben.
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samuel

Überlieferer der Zeit

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584

Mittwoch, 18. Oktober 2017, 20:33

Es gibt noch etwas, was ich euch schulde. Die Interviews, die ich auf der Leipziger Buchmesse geführt hatte.

Interview mit Sebastian Fitzek: http://findosbuecher.com/?p=857
Sebastian Fitzek muss ich, glaube ich, kaum einen erklären, wer das ist. Für alle, die es dennoch nicht wissen, er ist Deutschlands erfolgreichster Psychothriller-Autor.

Interview mit Katja Brandis: http://findosbuecher.com/?p=897
Katja Brandis schreibt Kinder- und Jugendbücher, zuletzt die Jungenbuchreihe "Woodwalkers".

Auf der Messe habe ich auch Deutschlands jüngsten Booktuber getroffen. Den Buchtoaster.
http://findosbuecher.com/?p=937
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585

Mittwoch, 18. Oktober 2017, 21:13

:thumbup: :thumbsup: :smile010: erst einmal liken ;)
Wir verlangen, das Leben müsse einen Sinn haben,
aber es hat nur genau so viel Sinn wie wir ihm geben.
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milu

RobinZon

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586

Mittwoch, 18. Oktober 2017, 21:26

Auf der Messe habe ich auch Deutschlands jüngsten Booktuber getroffen. Den Buchtoaster.
http://findosbuecher.com/?p=937

zu hart, ich musste in der Hälfte abbrechen! 8| Mein Gott, ich hoffe, der Junge ist zur Therapie gegangen. Ich wollte nicht mehr sehen, wie er komplett in Tränen ausbricht und habe das Video schon vorzeitig abgebrochen.
Ich hatte Nicks (Buchtoaster) Kanal vor sehr langer Zeit abonniert. Jetzt weiß ich, warum lange Zeit nichts mehr von ihm kam.
Gruß MiLu

"Ich weiß nicht, mit welchen Waffen der dritte Weltkrieg ausgetragen wird, aber im vierten Weltkrieg werden sie mit Stöcken und Steinen kämpfen."

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samuel

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587

Mittwoch, 18. Oktober 2017, 21:35

Schau dir das Video an. Der Junge nutzt das, um ein Buch zu präsentieren. Er kann gut schauspielern.
Mehr ist das nicht. Und er macht doch regelmäßig Videos, erst neulich wieder.
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588

Mittwoch, 18. Oktober 2017, 21:53

Das Video von Nick ist wirklich gut. Voller Emotion stellt er hier das Buch vor :) :smile010:
Wir verlangen, das Leben müsse einen Sinn haben,
aber es hat nur genau so viel Sinn wie wir ihm geben.
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Ender

Überlieferer der Zeit

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589

Mittwoch, 18. Oktober 2017, 22:04

@milu

Das war ein Fehler, nicht zu Ende zu schauen!! Ich kenne das Video schon länger. Ganz hervorragernd! :smile010:

Ender
Europa ist unser aller Zukunft. Wir haben keine andere.
Hans-Dietrich Genscher
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samuelclemens

Herrscher über Raum, Zeit und Materie

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590

Mittwoch, 18. Oktober 2017, 23:04

Auf der Messe habe ich auch Deutschlands jüngsten Booktuber getroffen. Den Buchtoaster.
http://findosbuecher.com/?p=937

zu hart, ich musste in der Hälfte abbrechen! 8| Mein Gott, ich hoffe, der Junge ist zur Therapie gegangen. Ich wollte nicht mehr sehen, wie er komplett in Tränen ausbricht und habe das Video schon vorzeitig abgebrochen.
Ich hatte Nicks (Buchtoaster) Kanal vor sehr langer Zeit abonniert. Jetzt weiß ich, warum lange Zeit nichts mehr von ihm kam.


Ach was, die geschichte hab ich ihm nich abgenommen, dabei hab ich höchstens mal ein zwei viedeos vor einiger zeit von ihm mal gesehen. Schauspielerisch teilweise gut aber nicht wirklich überzeugend. Wäre auch zu derb wenn man so ein Video zu realistisch rüberbringt. Es gibt einige Honks die Videos mitten drinn abbrechen und sich dann in den Kommentaren auslassen ohne die (auf)klärung am ende gesehen zu haben zb ein 12 Jähriger der Auto fährt. Hab ich schon einige Videos gesehen wo es in den Kommentaren dann komplett ausartete...
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samuel

Überlieferer der Zeit

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591

Montag, 23. Oktober 2017, 23:23

Der Junge ist dennoch kreativ und die Idee ist nicht schlecht, ein Buch so zu präsentieren. Gibt sicher nicht viele, die auf so eine Idee kommen. :)

Dieser Thread soll wieder etwas Besonderes innerhalb von Casperworld werden und ich bin entschlossen, ihn fortzuführen. Andererseits möchte ich natürlich viele Besucher auf meinen Blog locken. Ich muss mir also etwas überlegen, was ich hier und in anderen Threads über Bücher schreibe, was nur auf meinen Blog und dann verlinke. Eine Idee für eine saubere Trennung habe ich noch nicht. Autoren-Interviews und Messe-Berichte werden nur auf meinen Blog, einfach aus rechtlichen Gründen, erscheinen, aber Buchvorstellungen soll es künftig wieder geben. Hier und auch in den Kino-Threads, wenn es um Filmvorlagen geht. Bücher ohne YS-Bezug werde ich nur verlinken, es sei denn sie sind in irgendeiner Art besonders und es sich lohnt, diese zu betrachten. Ich freue mich schon, euch in die nächste Buchhandlung zu schleifen. :)

Hier, die Berichte zur letzten Leipziger Buchmesse: http://findosbuecher.com/?cat=595

Auf der Frankfurter bin ich nicht gewesen. Irgendwo muss man Abstriche machen.

Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von »samuel« (23. Oktober 2017, 23:41)

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samuel

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592

Mittwoch, 25. Oktober 2017, 08:25

Heute soll es um dieses interessante Buch gehen.

Michael Grünbaum: Wir sind die Adler



Autoren: Michael Gruenbaum / Todd Hasak-Lowy
Titel: Wir sind die Adler – Eine Kindheit in Theresienstadt
Seiten: 346
ISBN: 978-3-463.40679-4
Verlag: Rowohlt Kindler
Übersetzer: Jan Möller

Inhalt:
Michael -Mischa- erlebt eine behütete Kindheit in Prag. Er spielt gern Fußball, der Vater ist ein erfolgreicher Anwalt. Doch als Mischa gerade acht Jahre alt ist, marschieren die Deutschen ein. Die Repressionen nehmen zu, bis zur Gründung des Prager Ghettos, in dem Mischa mit seiner Familie landet. Aber das ist nicht die Endstation: 1942 wird er mit Mutter und Schwester ins Konzentrationslager Theresienstadt gebracht. Dort lebt er mit vierzig anderen Jungen in einem Schlafsaal unter der Leitung von Franta, der die Jungen heimlich unterrichtet – Vaterfigur, Beschützer und Mentor zugleich.

Die Kinder bilden eine verschworene Gemeinschaft, viele wachsen Mischa ans Herz wie Brüder. Doch über allen schwebt stehts die Angst, in einem der Züge gesetzt zu werden, die an einen Ort namens Auschwitz fahren… (Klappentext)

Autoren:
Michael Gruenbaum wurde 1930 in Prag geboren, wo er bis zu seiner Deportation nach Thersienstadt (Terezin) mit seiner Familie lebte. Nach der Befreiung des Ghettos wanderte er 1950 in die USA aus, wo er studierte und zwei Jahre in der US-Army diente. Er arbeitete im öffentlichen Dienst, gründete eine Beratungsfirma und engagierte sich im Bereich Stadtplanung. Noch bis in die 2000er Jahre gab es Wiedersehenstreffen der überlebenden Jungen aus Theresienstadt.

Todd Hasak-Lowy ist Kinder- und Jugendbuchautor. Er promovierte in Vergleichende Literaturwissenschaft auf der University of California, Berkeley, war zudem wissenschaftlicher Mitarbeiter, dann außerordentlicher Professor für Hebräisch und Literatur an der University of Florida. Er gab diese Position auf und schrieb Romane, wie „Dass ich ich bin, ist genau so verrückt wie die Tatsache, dass du du bist“. Für die Kindheitsgeschichte von Michael Gruenbaum fungierte er als Co-Autor. Er übersetzt hebräische Werke ins Englische und gibt Kurse in Kreatives Schreiben an der School of Arts Institute in Chicago.

Rezension:
Genreübergreifende Werke haben das Zeug dazu, etwas weiter oben auf den Bücherstapeln der Läden zu landen, gerade wenn sie eine beeindruckende Geschichte zur Grundlage haben. Und so liegt mit „Wir sind die Adler“, ein beeindruckendes Werk aus dem Kindler-Verlag vor, welches sowohl eine Kindheitsbiografie, Zeitgeschichte, Kriegsroman und Jugendbuch darstellt. Eines, dass es in sich hat. In Romanform erzählt wird die Geschichte von Michael Gruenbaum, der als Junge in Prag aufwächst, seine Eltern gehören zu den angesehenen Familien der tschechoslowakischen Hauptstadt, als die Nazis einmarschieren. Sofort gibt es überall Einschränkungen, Verordnungen, Verbote, die der anfangs achtjährige Junge nicht begreifen kann. Er ist Jude und damit plötzlich am Rande der Gesellschaft. Die Ausgrenzungen fangen beim Verbot des Betretens bestimmter Straßenzüge an, bishin zur Jagd über die selben durch Gleichaltrige.

Das Geld wird knapper, die Eltern verlieren ihre Arbeiten, schließlich wird der Vater mitgenommen. Mischa sieht später nur noch den Sarg auf der Beerdigung. Dann kommen Deportationsbescheide. Terezin, die große Unbekannte und auch dort wird das Leben ständig bedroht. Der Junge findet sich schnell ein, zwangsläufig, doch spürt er, wie er immer mehr an den Rand des Todes rückt. Wahre Geschichte ist immer noch die eindrücklichste, besonders wenn sie in einem Zeitraum spielt, den wir nicht vergessen sollten. Und, wenn sie gut erzählt ist. Michael Gruenbaums Kindheit aus den Erinnerungen aufgeschrieben, ausformuliert von einem der besten Jugendbuchautoren Amerikas, fesselt, fasziniert und stößt den Leser in die Abgründe menschlicher Grausamkeiten, die für die besetzten Völker Europas und besonders für die jüdischen Bürger der betroffenen Länder, Realität wurden.

Am Anfang nur Gerüchte, die kaum zu glauben waren, wurde bald den meisten Menschen klar, welches die Ziele der „Herrenmenschen“ waren. Hasak-Lowy und Gruenbaum beschreiben dessen Erlebnisse aus Kindessicht auf. Der Junge muss in einem viel zu kleinen Körper zu schnell erwachsen werden und handeln, um zu überleben. Mehr als einmal kommt er nur um Haaresbreite mit dem Schrecken davon. Der Leser spürt all die Ängste, die Unsicherheiten, die Verzweiflungen, wenn wieder einmal Freunde verschwinden, schlechte Nachrichten aus anderen lagern eintreffen oder der Hunger übermäßig wird. Hasak-Lowy merkt man die gute Schreibarbeit, selbst in der Übersetzung, an. Auch die Rechercheleistungen sind großartig.

Wer einmal die Schauplätze in Prag und Terezin besichtigt hat, kann sich sofort hineinversetzen, wer diese Orte noch nicht betreten hat, wird den Wunsch verspüren, den Jungen aus dieser Hölle herauszuholen. Michael Gruenbaum erinnert sich und Hasak-Lowy hat ergänzt, hat Ereignisse rekonstruiert und so findet der Leser, der sich schon länger mit den Kindern von Theresienstadt beschäftigt, Jungen wie Petr Ginz oder Zdenek Taussig wieder, durchleidet deren Schicksale. Kinder sagen immer die Wahrheit, nehmen die Welt mit ihren Augen neugierig auf, haben Hoffnungen und Träume, finden das kleine Glück auch in schwersten Zeiten. Dies gelingt den Autoren zu zeigen und zieht sich wie ein roter Faden durch dieses Werk, welches für Jugendliche und Erwachsene gleichermaßen gut lesbar und beeindruckend ist.

Wieder ein Stück Personengeschichte, welches für die Nachwelt unbedingt bewahrt werden muss. Mit der Veröffentlichung im englisch- und deutschsprachigen Raum ist schon mal ein erster Schritt getan. Michael Gruenbaum und den vielen anderen Kindern in Theresienstadt, besonders denen, die es nicht geschafft haben, ist es zu wünschen, dass dieses Buch viele Leser findet.
»samuel« hat folgende Datei angehängt:

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »samuel« (25. Oktober 2017, 22:30)

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Ender

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593

Mittwoch, 25. Oktober 2017, 11:32

Danke, samuel, für diese Rezension!
Dies Buch wird bald auch bei mir stehen und hoffentlich bald gelesen werden.

Ender
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Hans-Dietrich Genscher
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samuel

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Mittwoch, 25. Oktober 2017, 22:30

Bitte tue dies. Mich hat es sehr beeindruckt.
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samuel

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Donnerstag, 26. Oktober 2017, 23:21

Ich habe gerade die Zusage für folgendes Rezensionsexemplar bekommen. Ich bin verliebt. :loved:



Außerdem noch drei Reisereportagen von Dumont und eine Mammutbiografie über Lenin.
Und bei Nachbarn wurde heute ein Paket abgegeben, von dem ich nur vermuten kann, was drin ist.
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samuel

Überlieferer der Zeit

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596

Freitag, 27. Oktober 2017, 23:07

Joseph Joffo: Ein Sack voll Murmeln

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Autor: Joseph Joffo
Titel: Ein Sack voll Murmeln
Seiten: 335
ISBN: 978-3-548-29026-3
Verlag: ullstein
Übersetzer: Lothar van Versen / Ingola Lammers

Inhalt:
Zwei Jungen fliehen durch das kriegsversehrte Frankreich: Die beiden Brüder Joseph und Maurice sind zehn und dreizehn Jahre alt, als sie sich 1942 auf die Flucht aus Paris begeben. Mit fünfzig Francs in der Tasche schlagen sie sich durch in die noch freie Zone, entkommen der Gestapo, verlieren ihre Familie – und nehmen sich in den trübsten Stunden Zeit für ein kleines Fußballmatch, zum Murmelspielen oder für trickreiche Schwarzmarktgeschäfte. Die einzigartige Geschichte zweier Jungen, die sich – um eine unbeschwerte Kindheit gebracht – immer ihren Galgenhumor bewahren. (Klappentext)

Autor:
Joseph Joffo wurde 1932 in Paris geboren und floh als Kind vor den Häschern der Nazis in die freie Zone Frankreich, wo er nur knapp der Gestapo entkam. Er schrieb 1971 seine Kindheitserinnerungen auf, die ein wenig später verfilmt wurden und auf den Bestsellerlisten Frankreichs zu finden waren. Für das Kino wurde das Buch erneut verfilmt, 2017, und ins Deutsche übersetzt. Seiner Familie gehören mehrere Friseursalons in Paris.

Rezension:
Ein Sack voll Murmeln wird eingetauscht gegen einen gelben Stern, den Joseph sich von seinem Hemd reißt. So verabschiedet sich der Zehnjährige von seinem besten Freund, ohne es zu wissen. Es ist einer seiner letzten Tage in Paris, einer der letzten seiner Kindheit. Die Vorzeichen richtig deutend, schickt der Vater seine Söhne alleine los, in die freie Zone, wo die Nazis noch keine volle Kontrolle haben. Mit fünfzig Francs in der Tasche machen sich die beiden Brüder auf eine Reise ins Ungewisse. Im Nacken die Angst vor Enttarnung, Entdeckung und den Häschern der Nazis und Kollaborateuren. Die Flucht gelingt. Doch, auch die Tage der freien Zone sind gezählt. Bald finden sich Joseph und Maurice wieder, direkt in der Hölle. In den Fängen der Gestapo.

Erlebte Geschichte zählt zu den spannendsten Stücken, die es zu erzählen gibt, auch wenn man hier dem Autor wünschen würde, er hätte dies nicht am eigenen Leib erfahren müssen. Doch, es ist seine und die seines Bruder Flucht vor den Nazis, von denen Joseph Joffo erzählt. Standartlektüre in französischen Schulen, die jetzt erneut für’s Kino adaptiert und neu übersetzt wurde. Der Autor berichtet von den Ereignissen, die zu seiner Flucht von der besetzten Hauptstadt an der Seine führten, bishin zum sicher geglaubten Ziel, welches sich beinahe als tödliche Falle erweißen sollte. Mit nachdenklichen Ton berichtet er, aus Kindessicht, von menschlicher Grausamkeit, tiefer Angst und dem kleinen Glück inmitten von Terror und Zerstörung von Leben.

Menschen, die ihn Böses wollten, Menschen, die ihn aus unerfindlichen Gründen halfen, werden messerscharf und überlegt portraitiert. Der Leser nimmt beinahe die Stellung Joffos ein. Es läuft einem kalt den Rücken herunter, wenn der SS-Offizier den Zehnjährigen zum ersten, zweiten, dritten und vierten Verhör schleift, wenn der Zug für eine Razzia angehalten wird und es nicht die Jungs trifft, sondern eine bemitleidenswerte Frau, wenn mühsam aufgebautes Glück im nächsten Moment wie ein Kartenhaus in sich zusammenfällt. Den Tränen wird der Leser an manchen Stellen nah sein, an anderen sich das Lachen kaum verkneifen können. In dichter Abfolge sind die Ereignisse beschrieben, eben so wie diese in der Wahrnehmung des Kindes Joseph passierten.

Der einfühlsame Schreibstil, der sich an Erwachsene und jugendliche Leser gleichermaßen richtet, bringt diese besondere Kindheitsbiografie nahe, die sich einreiht in die schriftlichen Hinterlassenschaften etwa Anne Franks oder Petr Ginz‘.

Diesmal in Romanform verpackt bleiben der Nachwelt erneut Erinnerungen an dunkle Zeiten erhalten, denen man sich nicht entziehen kann. Man lebt und leidet mit den Kindern Joseph und Maurice, möchte sie schützen und ihnen all das Leid und die Angst ersparen, die ihnen widerfährt. Eine Kindheitsbiografie, welch Wort, gegen das Vergessen. Sie sticht heraus, da es sich hier um eine der wenigen französischen Erinnerungsaufzeichnungen handelt, die für den deutschsprachigen Markt übersetzt wurden. Wie in den Niederlanden und Deutschland Anne Frank hat Joseph Joffo für sein Land eine ähnliche Bedeutung. Diese sollten wir ihm auch hier messen.

Verfilmung 2017:
Die Neuverfilmung ist dem Autoren, so schreibt er in einem Nachwort zur Neuauflage, lieber als die erste aus den 70er Jahren. Der Vater wird korrekter dargestellt, die Ereignisse sind ehrlicher, was heißt, härter dargestellt als im ersten Film. Eben so, wie sie von Joseph Joffo wahrgenommen wurde. Es sei zudem gesagt, dass Christian Duguay für seinen Film einen großartigen Cast organisierte. Allen voran Dorian Le Clerch als Joseoph Joffo spielt mühelos auf Augenhöhe mit den Erwachsenen, die nicht nur im französischen Kino bekannt sind.

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »samuel« (28. Oktober 2017, 21:56)

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samuel

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597

Samstag, 28. Oktober 2017, 10:59

Das sind so schöne Pakete, die am Wochenende eintreffen. Eine Verlagszusendung, und dann gleich drei Bücher.

https://www.instagram.com/p/BaySK1vFm-j/…y=findosbuecher
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samuel

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598

Montag, 30. Oktober 2017, 18:12

Ich sehe gerade, wir haben hier keine Sterne (und halbe Sterne) - Smilies, um Bewertungen darzustellen. Schade, eigentlich. Dann muss ich die jetzt händisch einfügen.

Das ist mein Lesemonat Oktober.

64. *Maia Szakavitz: Clean - Sucht verstehen und überwinden[attach]56679[/attach][attach]56679[/attach][attach]56679[/attach][attach]56680[/attach]
65. *Daniel Magariel: Einer von uns [attach]56679[/attach][attach]56679[/attach][attach]56679[/attach][attach]56679[/attach]
66. Mirco von Juterczenko: Wir Wochenendrebellen[attach]56679[/attach][attach]56679[/attach][attach]56679[/attach][attach]56679[/attach][attach]56679[/attach]
67. Michael Gruenbaum: Wir sind die Adler [attach]56679[/attach][attach]56679[/attach][attach]56679[/attach][attach]56679[/attach][attach]56679[/attach]
68. *Milena Glimbowski: Ohne Wenn und Abfall [attach]56679[/attach][attach]56679[/attach][attach]56679[/attach]
69. John Grisham: Theo Boone und der große Betrug (6) [attach]56679[/attach][attach]56679[/attach][attach]56679[/attach][attach]56679[/attach]
70. Joseph Joffo: Ein Sack voll Murmeln [attach]56679[/attach][attach]56679[/attach][attach]56679[/attach][attach]56679[/attach][attach]56679[/attach]
71. Virginia Macgregor: Der Junge, der mit dem Herzen sah[attach]56679[/attach][attach]56679[/attach][attach]56679[/attach]
72. Joanne K. Rowling: Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind - Das Originaldrehbuch [attach]56679[/attach][attach]56679[/attach][attach]56679[/attach][attach]56679[/attach][attach]56679[/attach]
73. *Alexandra Endres: Wer singt, erzählt - Wer tanzt, überlebt[attach]56679[/attach][attach]56679[/attach][attach]56679[/attach][attach]56679[/attach]

Die Zahl vorne ist die Anzahl der gelesenen Bücher im Jahr. Im Monat habe ich 10 Bücher und damit im Jahr schon 73 Bücher gelesen. Das * vorne zeigt, welches davon Rezensionsexemplare sind. Der Rest sind SuB-(Stapel ungelesener Bücher)Leichen gewesen. Quantiativ war von "mittelmäßig" bis "sher gut" alles dabei, so richtig schlecht war keines.
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samuel

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599

Sonntag, 5. November 2017, 11:46

Jesus Carrasco: Die Flucht

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Autor: Jesus Carrasco
Titel: Die Flucht
Seiten: 208
ISBN: 978-3-608-98001-1
Verlag: Klett-Cotta
Übersetzerin: Petra Strien

Inhalt:
Ein Junge flieht. Die Schreie seiner Jäger verfolgen ihn. Tagsüber kauert er in einem staubigen Versteck. Nachts kämpft er sich in der Dunkelheit vor und sucht in vertrockneten Brunnen nach Wasser. Vor ihm liegt nichts als die ausgebrannte Ebene, eine Welt unerbittlicher Hitze und Gesetzlosigkeit. Und es gibt kein Zurück. (Klappentext)

Autor:
Jesus Carrasco wurde 1972 in Badajoz geboren. „Die Flucht“ ist seine rster Roman, der in mehreren Sprachen übersetzt wurde und in zehn Ländern erschienen ist. Es wurde in Spanien als das „Beste Buch des Jahres2013“ ausgezeichnet. Der Autor lebt in Sevilla und arbeitet zudem als Werbetexter.

Rezension:
Unter der sengenden Sonne Spaniens, die die ebene Landschaft unter sich ausdürrt, begegnet der Leser einem Jungen auf der Flucht. Genauer gesagt, in seinem Versteck, in dessen Nähe seine Häscher ihn suchen. Das Alter des Kindes nicht näher bestimmt, der Protagonist nicht namentlich betitelt, erwacht sofort der Beschützerinstinkt, ohne zu wissen, was dem Jungen vorab widerfahren ist.

Darüber lässt der Autor die Leser lange Zeit im Unklaren, wie so vieles erst einmal im Nebel verborgen bleibt. Das ist die Ausgangslage von Carrascos Geschichte, die auf’s Wesentliche reduziert, ihre Leser vollkommen in den Bann zieht. Die Protagonisten sind unbarmherzig gegen sich selbst, alleine dem kleinen Jungen und der sich ihn annehmende Ziegenhirte gewinnen im Laufe der Geschichte an Farbe und Sympathie. Die anderen haben sie schlichtweg auch nicht verdient, wie sich mit zunehmender Seitenzahl herausstellt. Immer mehr wird der Leser davon ergriffen, den Hintergrund des Leidens des Jungen aufzuspüren und sich auf eine Reise zu begeben, die den Knirps an seine psychischen und physischen Grenzen bringen wird.

Immer wieder der drohenden Gefahr ausgesetzt, doch noch in die Hände seiner Verfolger zu fallen. Es ist eine unglaublich schnell zu lesende, trotz des Themas, Geschichte, die sofort faszinierrt. Der Schreibstil, auf Wesentliches reduziert, ohne Schnirkel genügt, um völlig in die Gedankenwelt des kindlichen Protagonisten einzutauchen, sich seiner anzunehmen. Mehr braucht es hier nicht, mehr möchte man auch nicht, leidet und dürstet mit dem Jungen und fragt sich, ob man wohl selbst diesen Kampf ums Überleben bestehen würde.

Angelegt ist die Erzählung in einem nicht näher bestimmten Zeitraum, doch ist zu vermuten, aufgrund der Schilderungen einiger Begebenheiten (etwa: Massengrab), dass es sich entweder um die Zeit des Spanischen Bürgerkrieges oder der Diktatur Francos handelt, gleichwohl könnte die Geschichte praktisch überall im südlichen Europa angesiedelt sein. Die Geschichte geht einem ans Herz, wobei sich die geschilderte Gewalt in Grenzen hält. Alleine, die Gedanken zwischen den Zeilen, wenn man ein wenig mehr der Vergangenheit des Jungen zu spüren bekommt, gehen schon genug nahe.

Beeindruckend ohne zu viel oder zu wenig zu erzählen, geht Jesus Carrasco voran und nimmt uns mit auf einem Weg, auf dem der kleine Protagonist über sich hinauswächst. Ein Roman, der nichts anderes als die Höchstwertung verdient.

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »samuel« (5. November 2017, 17:56)

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Ender

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Wohnort: Enderversum

600

Sonntag, 5. November 2017, 12:54

Danke samuel!
Das klingt sehr spannend.

Ender
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