Im Großen und Ganzen schließe ich mich Hibiki an.
Schon als Kind war ich Kinofan und lernte dabei viele Kinos im Raum Hannover kennen. Wenn mein Vater mit mir ins Kino ging, das war das Größte für mich als Kind. Später ging ich natürlich alleine oder mit Freunden. Es gab große und kleine Kinos, alle hatten ihren eigenen Charme, waren sehr ästhetisch ausgestattet, vermittelten Gemütlichkeit. Es gab sogar bestimmte Kinos wo zur Premiere eines neuen Filmes die Schauspieler persönlich erschienen und sich dem Publikum vorstellten. Diese Tage sind unwiederbringlich dahin. Als Fernseher für Privathaushalte von den Kosten her erschwinglich wurden, begann das große Kinosterben, eine Kulturepoche war zu Ende.
Ein Kinopionier aus Hannover ist sowohl Begründer einer Multiplexkette,
Cinemaxx, wie auch einer der ersten, die Programmkino machten. Sein Name:
Hans-Joachim Flebbe.
Das einzige in Hannover verbliebene Vorstadtkino, Apollo, war eines der ersten Programmkinos überhaupt und arbeitet bis heute nach diesem Konzept. Und es ist fast immer gut besucht. Flebbe baute nach dem gleichen Konzept 4 neue Kinos in Hannover in Bahnhofsnähe neu auf. Und auch diese florieren bis heute. Sie waren nur ein paar Monate zwischendurch geschlossen, als die unmittelbare Umgebung umgebaut wurde.
Gleich gegenüber entstand das erste Cinemaxx der Welt. Das war natürlich aufregend, solange es neu war.
Ein weiteres Kino alter Art überlebte noch in Hannover, das Hochhaus, so genannt weil es unter der großen Kuppel einer früheren Sternwarte in einem alten Hochhaus beheimatet ist. Dieses Kino ist seit Ewigkeiten dem anspruchsvollen Film verschrieben. Auch dieses gehört heute der durch Flebbe gegründeten Kinogesellschaft. Flebbe selber ist vor ein paar Jahren aus der von ihm mitbegründeteten Cinemaxxgesellschaft ausgestiegen. Er ging zurück zu seinen Wurzeln, dem Programmkino, welches er in vielen Orten unseres Landes forciert.
Was heißt für mich Multiplexkino? Vor allem Kino ohne Genuss hauptsächlich auf Grund eines Publikums, dass nicht ins Kino gehört. Das typische Multiplexkino zeichnet sich für mich dadurch aus, dass ungeniert während des Films gequatscht und telefoniert wird, Müll einfach auf den Boden geworfen wird, so dass nach der Vorstellung erst einmal Personal mit großem Besen durch die Reihen gehen muss. Aber selbst das klappt nicht immer. Das macht mir keinen Spaß!! Die Kinoatmosphäre ist dahin. Ausnahme: englische Originalfassungen ohne Untertitel, die ich mir dort manchmal ansehe. Aber da geht dann auch ein etwas anderes Publikum hin.
Dagegen in den Programmkinos ist von vornherein ein Publikum mit anderer Einstellung. Es sind Leute wie ich, die einen guten Film in einer angenehmen Umgebung genießen wollen, wo eben auch die Regeln eingehalten werden, dass während eines Filmes nicht gequatscht wird, sondern noch ein gewisses Gemeinschaftsgefühl praktiziert wird. Quatschen kann man zu Hause vor dem Fernseher!
Wie unschwer erkennbar ist, geht meine Stimme eindeutig an das Programmkino. Nur wenn ich einen bestimmten Film dort nicht sehen kann gehe ich schweren Herzens in ein Multiplex.
Ender
Europa ist unser aller Zukunft. Wir haben keine andere.
Hans-Dietrich Genscher