Die Teelöffel brauchst du nicht und bitte auch nicht die Playmobil-Figuren auf mich hetzen. Ich komme gerade eben aus dem Kino zurück.
Warnhinweis für Puristen: Dies ist eine positive Rezension.
Tessin ist heute eine Region, die von der Landwirtschaft und vor allem auch vom Tourismus lebt. Schroffe Felsformationen, klare Seen, grüne Täler und eine atemberaubende Natur laden ein zum Beobachten und Verweilen, Ski-fahren und Erholen. Doch, dem war nicht immer so. Noch ist es nicht allzu lange her, dass diese Gegend gleichsam das Lebensglück der Menschen raubte. Armut bestimmte das Bild für lange Zeit und so wurden Kinder und Jugendliche oftmals von ihren Eltern an Händler verkauft, die sie unter oftmals langen und gefährlichen Wegen in die Städte mitnahmen, wo sie dortigen Geschäftsleuten feil geboten wurden und oftmals vom Regen in die Traufe gerieten. Geschlagen oder anderweitig misshandelt sahen viele ihre Heimat nicht wieder. Nur wenigen gelang das Kunststück, wieder zurück in ein glücklicheres Leben zu finden.
Der Film "Die schwarzen Brüder" erzählt eindrücklich von dieser Zeit aus der Sicht von Giorgio, einem Kind einer armen Bauernfamilie, welcher für Geld von dem skrupellosen Antonio Luini (fabelhaft gespielt von Moritz Bleibtreu) nach Mailand gebracht wird und dort sich als Kaminkehrer verdienen muss. Mit seinem Herrn, der den Jungen einigermaßen anständig behandelt (was man von seiner Frau und dessen Sohn Anselmo nicht behaupten kann) geht er durch die Mailänder Gassen und putzt die Kamine und Schornsteine der Städter, in den wenigen Momenten des Ausatmens von Straßenkindern verfolgt und des Nachts bringt ihm die schöne Tochter des Schornsteinfegers Lesen und Schreiben bei. Doch, Giorgio hat nur ein Ziel vor Augen. Nach Hause zurückzukehren. Dafür aber müssen er und seine Freunde, "die schwarzen Brüder", erst einmal an Antonio vorbei.
Es gibt Jungen, die vierzehn Jahre alt sind und wie Sechzehn aussehen und andersherum gibt es welche, die sechzehn Jahre alt sind und wie vierzehn aussehen. Das Alter einiger der Darsteller (es gibt durchaus jüngere und kleinere hier zu sehen) scheint ja der einzige und Hauptkritikpunkt zu sein. Fynn Henkel jedenfalls, passt hervorragend in die Rolle, spielt außerdem sehr schön und vermag es, den Zuschauer für sich einzunehmen. Bei mir hat er das jedenfalls getan. Für alle anderen, es ist in etwa wie bei "Enders Game". Darstellers Alter weicht von der Vorlage ab, im Film funktioniert es aber trotzdem sehr gut. So, dass der Film sich eben nicht nur wegen der Landschaftsaufnahmen lohnt, sondern eben gerade wegen der Darsteller (groß und klein) und der Geschichte. Daher rate ich euch wirklich, ins Kino zu gehen. Es lohnt sich.
Zum Schluss sei gesagt, dass es viele gute Filme nicht geben würde, wenn man sich star an der Romanvorlage gehalten hätte. "Extrem laut und unglaublich nah", die Harry-Potter-Filme, selbst viele der Oliver-Twist-Versionen wären wohl kaum gedreht wurden, hätte man sich absolut gezwungen, jedes Detail zu beachten. Hier geht es um einen Altersunterschied von nur zwei Jahren, die man Fynn Henkel nicht ansieht. Da gibt es Vierzehnjährige, die um ein Vielfaches älter aussehen.
Meines Erachtens ist es eine beachtenswerte und schöne Verfilmung.
samuel
Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von »samuel« (19. April 2014, 18:55)