Ich habe den Film auf einem neuen türkischen Fernsehsender gesehen (der auch mit Originalton sendet...dazu später ein paar kleine Anekdoten) und ich muss sagen...er hat mich nicht wirklich überzeugt. Wer auf aggressiv umherbrüllende und fluchende ("Fuck", "Shit" etc) Kids und naive überkandidelt martialische Kriegsdialoge aus dem Mund von Pubertierenden steht die mit (Fantasie-)Waffen so realistisch wie möglich Krieg spielen, der ist hier gut bedient, aber sucht in dem Film BITTE
keine tiefe Moral. Eine mehr oder weniger gute oder schlechte Allegorie auf den Krieg (soll es eine sein?): es explodieren (in der Fantasie der Kinder, aber für uns sichtbar gemachte) Granaten (Wasserbomben mit blutähnlicher Flüssigkeit), Maschinengewehrsalven und Panzerfäuste schießen uns um die Ohren, es wird in Machomanier herumgebrüllt, das volle Programm halt... ein bisschen fühlt mich man sich erinnert an eine männlichere Form der kindlichen Fantasie aus "Brücke nach Terabithia". Soziopsychologische Compliance ist hier und da in Grundzügen vorhanden und plattitüdenhafte Moralwegweiser (der Zweck heiligt die Mittel, es gibt kein differentiertes Gut/Böse im Krieg...Freundschaften werden in Frage gestellt), aber zu wenig um dies als Anlass zu sehen, den Film auf die Stufe eines Dramas zu heben. Warum das Kriegsspiel an manchen Stellen so ernst wahrgenommen wird von den Kids, wird zwar gegen Schluss erklärt, wirkt aber oft wenig glaubhaft und auch irgendwie übertrieben. ("Folterung" Spiel oder Ernst? aus der Thematik hätte man etwas besseres konstruieren können) Das Ende lässt einen daher auch eher etwas fragend zurück.
Die Storyline um den weiblichen Part im Film wirkt störend, die Motivation für ihren "Liebling" das Kriegsspiel weiterzuführen und es gewinnen zu wollen um ihm zu imponieren irgendwie bescheuert bis unglaubhaft, ( er begleitet sie übrigens nach seinem "Tod" - in Wirklichkeit ist er einfach aus dem Spiel ausgeschieden und nach Hause gegangen - imaginär weiter..hmmm...oookay) Und warum "Joker" der Rothaarige so genannt wir, erfährt man immer mal wieder durch seine eher unwitzigen Kommentare und Fragen ("Würdest du dies und das tun..." "Pimmel abschneiden lassen" "Pimmel in einen Hundemund stecken" "Würdest du Scheiße essen wenn Gott es dir befehlen würde" ... vor allem letzteres in einer sehr penetranten Art) seine Zwangsvorstellungen seine Mitspieler mittels Laserblick in Asche zu verwandeln wirken auch eher merkwürdig als plotdienlich. Letztendlich erhärtet sich der Eindruck, dass nicht nur der Hauptbösewicht einen an der Klatsche haben muss.
Soll das ganze etwa doch nur ein "Kinder spielen Krieg" Film sein - man weiß es nicht.
Mit "Lord of the Flies" hat der Film eher wenig zu tun...das ganze wirkt eher wie ein Crossover zwischen Tropic Thunder, Son of Rambow, Krieg der Knöpfe und South Park. Eigentlich eine ganz nette Idee, die sich aber mit seiner primitiven und vulgären Machart auf eine Schiene begibt bei der man sich fragt "Warum nur? Für wen? Muss man das gut finden? Finden das vielleicht nur Jungs/Kinder witzig?". Der Film macht einfach nicht so viel Spaß wie er machen sollte. (da fehlt einfach die Over-The-Top Art von z.B. "Max & Moritz Reloaded"
) Positives kann man dem ganzen dennoch abgewinnen: die Idee (wenn auch nicht innovativ), die ganz gute technische Machart und die ein oder andere gute Performance (allen voran Siam Yu/Paul Kwon, Michael Friend/Jamie Skinner, Andy Reid/Wesley Bishop...darüberhinaus zwei Darsteller die wirklich wie Alltagskinder (aber auch wie Dick & Doof
) agieren: Dyson Fyke/Trevor Sikorski und Alex Cardillo/Roy Frost) - die restlichen Darsteller wirken mir zu aufgesetzt. Was dem ganzen aber fehlt ist die nötige Sympathie für die Charaktere, da sie ihr Kriegsspiel ZU ernst nehmen, Humor und kindlichen Charme kann man mit der Lupe suchen. Ich weiß, Kinder sind oft nicht so wie man sie haben will, Drecksbratzen gibt es genug. Diese kanadischen Bratzen die auf American G.I. machen wirken größteneils aber amateuerhaft, unsympathisch, schablonenhaft, übertrieben. Mir fehlen die Kinder die Krieg SPIELEN...wo sind sie geblieben? Für einen "psychologisch-analytischen" Film fehlt mir da einfach zu viel. Man wird nicht so ganz schlau aus dem Treiben. Soll es wohl doch nur die Sinnlosigkeit des Krieges darstellen? Fragen über Fragen. Einfach genießen fällt bei der sehr extravaganten Machart ein wenig schwer.
4.5/10
Fazit: Lieber noch einmal Son of Rambow, Krieg der Knöpfe, Herr der Fliegen etc...
Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Prometheus« (22. Mai 2014, 18:54)