Nachdem mich seit gestern der europäische Bruder von "Montezumas Rache" eingeholt und die Lage sich aber heute etwas gebessert hat, komme ich erst jetzt dazu, den Bericht über meinen Besuch der Motette nachzuliefern. Ich hoffe, ihr verzeiht mir die kleine Verzögerung.
Der Besuch begann mit einer Überraschung, nämlich einer vollbesetzten Kirche. Ich hatte tatsächlich Probleme, einen Platz zu finden. Na gut, ich kam ja auch auf den letzten Drücker. Aber da die Kirche auch in Leipzig mit Nachwuchsproblemen zu kämpfen hat und die Schar der gläubigen Schäfchen stetig schrumpft, war ich nicht auf solch einen Andrang gefasst, was wohl nicht nur mit den Thomanern an sich zusammen hängt, sondern auch mit den Besuch des Knabenchors aus unserer Partnerstadt. Jedenfalls fand ich dann doch einen Platz, dummerweise in der letzten Reihe ganz hinten links im Seitenschiff der Kirche, mit Blick auf einer Steinsäule, diedie Sicht auf die zwei auftretenden Chöre unmöglich machte. So musste ich mich ganz auf die Akustik der Thomaskirche verlassen und kann euch daher nur vom Gehörten berichten. Einen optischen Eindruck gab es immer nur kurz, wenn mal ein Hannoveraner oder Thomaner sich auf dafür vorgesehene und reservierte Plätze setzte und da zwangsläufig die Zuhörerreihen streifen musste.
So sah ich leider nur alles sehr flüchtig und auch den Thomas-Pfarrer Wolff, in Leipzig durchaus eine Institution, nur mit Rücken zu mir. Ich saß also auch noch auf der falschen Seite der Kirche. Aber, woher soll man das auch wissen, wenn man zum ersten Mal solch eine Veranstaltung besucht?
Mit ihm ging es dann auch los. Er sprach über das Wagner-Jahr in Leipzig und über das Verhältnis und das Verständnis dieses Komponisten zur Religiosität und zur Kirche, auch ein Gruß nach Hannover durfte nicht fehlen. Man ist ja Partnerstadt und die Jungs aus Niedersachsen hatten Quartier bei Thomaner-Eltern gefunden und würden noch eine Führung durch das grundüberholte Alumnat bekommen, sowie ein gemeinsames Mittagessen mit den Thomanern selbst, bevor es zurück nach Hannover gehen würde. Doch, zuerst dieser gemeinsame Auftritt. Die Thomaner, wie gewohnt, in Kieler Bluse, die Hannoveraner in grauer Stoffhose oder Jeans und Hemnden (grau oder dunkelblau).
Nun ist es leider so, dass mir der Zugang zum Kirchlichen fehlt und ich auch nur bruckstückenhafte Kenntnisse über den christlichen Glauben habe und da erhebliche Lücken und fehlendes Grundwissen vorweisen kann. Gebe ich offen zu, was erklären soll, dass ich der Rede auch nur bruchstückenhaft folgen konnte und die gesungenen Stücke leider nicht einzuordnen weiß. Wie auch? Eines ist mir aber aufgefallen. Reden, in denen es um Relgiosität und Glauben geht, können sehr verwirrend sein. Zumindest wusste ich am Ende eines Satzes oft nicht, worum es denn am Ende ging. Schachtelsätze, die länger und schlimmer unverständlicher sind, als ich sie verwende (um euch eine Vorstellung davon zu geben).
Leider ist es mir daher nicht gelungen, dem Gesagten zu folgen: Dies mag auch ein Grund dafür sein, dass der Kirche der Nachwuchs heutzutage fehlt. Mir ging es dann auch hauptsächlich um den Gesang an sich. Aber auch den weiß ich hier leider nicht einzuordnen, da ich nicht sagen kann, wie dieses oder jene Stück zu klingen hat oder, was es genau bedeutet. Hier, trotzdem eine Auflistung nach Programmblatt:
- Johann Sebastian Bach: Fantasie G-Dur
- Anonymus - Alta trinita beata (ab jetzt gemeinsam mit dem Knabenchor Hannover)
- Johann Sebastian Bach: Singet dem Herrn ein neues Lied
- Georg Christoph Biller: St.-Thomas-Motette (mit Bariton-Solo: Thomaner Julius Sattler)
- Ansprache von Pfarrer Christian Wolff
- Gemeindelied: Lob Gott getrost mit Singen, EG 243
- Magnificant (Lobgesang)
- Oration (Gebet)
- Georg Christoph Biller: Herr Christ, dein bin ich eigen
- Christian Theodor Weinlig: Laudate Dominum
- Gebet (Vater unser...)
An dieser Stelle sei erwähnt, dass ich zwar, wie alle, aufgestanden bin, aber das Gebet nicht mitgesprochen habe. Aus Prinzip nicht.
- Benedicamus (Lobpreis)
- Johann Sebastian Bach: Jesu, meine Freude
Aufgrund meiner fachlichen Lücken, wenn man denn so will, muss dieser Bericht hier enden. Ich hoffe, die jenigen, die es interessiert, wissen diese Stücke besser als ich einzuordnen. Mir bleibt daher nur, ein Fazit zu ziehen, dass es interessant war, mal eine Motette miterlebt zu haben, wie so etwas abläuft und am Ende ein paar Jungs aus den Kinofilm wiedererkannt zu haben (Wie klein die doch noch sind.). Leider muss ich sagen, aufgrund der Mehrstimmigkeit, die sicherlich passend war und der Tatsache, dass ich einen "Säulenplatz" hatte, war die Sicht sprichwörtlich getrübt. Ich werde irgendwann noch einmal eine Motette besuchen und dann sicher eher da sein, um eine besser Sicht zu haben. Aber ein wenig mehr kirchliches Verständnis als ich es habe, braucht man schon, um einen Nutzen aus solch einer Veranstaltung ziehen zu können. Leider.
samuel.