Casperworld Forum

Maman est chez le coiffeur
Aka:
Maman ist kurz beim Friseur
Mommy Is at the Hairdresser's International (englischer Titel)

Kanada - 2008 - Regie: Léa Pool

Premieren:
Kanada: 2. Mai 2008
Kanada: 9. September 2008 (Toronto Film Festival)
Deutschland: 12. November 2008 (Französische Filmtage Tübingen)

Inhalt:
Montérégie in Kanada, Sommer 1966. Die fünfzehnjährige Elise (Marianne Fortie) lebt mit ihren Eltern und zwei jüngeren Brüdern Coco (Élie Dupuis) und Benoit (Hugo St-Onge-Paquin) in einer scheinbar idyllischen Familie.
Es ist Sommer; die Kinder leben in ihrer eigenen kleinen, aber glücklichen Welt: Spaß mit Freunden, Angeln am Fluss, Seifenkistenrennen, Indianerspiele, erste Liebe, Kussmarathon in der Scheune.


Als sich herausstellt, dass der Vater ein Doppelleben führt und ein Verhältnis mit einem Mann hat, kommt es zur Katastrophe: die Mutter ist am Boden zerstört und verlässt die Familie daraufhin; (sie reist nach England und macht dort Kariere als Nachrichtensprecherin, wie sich später herausstellt).



Vor den Nachbarn wird die tatsächliche Situation verheimlicht („Mama ist beim Friseur“).
Besonders der kleine Benoit leidet unter der neuen Familiensituation; er ist, wie seine Geschwister auch, verwirrt und reagiert mit Autoaggression und anderen Irrationalitäten; er ist auch der Sensibelste. Bereits in der Nacht vor dem Weggehen der Mutter legt er sich in ein Köfferchen vor ihrem Bett - als ahne er, dass sie weggehen würde; sie solle ihn doch mitnehmen...


Überhaupt hat dieser Film neben sehr glücklichen - wirklich fantastisch fotografierten, mit perfekt untermalter passender 60er-Jahre Musik - Kindheitsmomenten auch sehr herzzerreißende Szenen, und dies ist vor allem der Verdienst des Kinderdarstellers Hugo St-Onge-Paquin (eigentlich der heimliche Star des Films) ...
...
...und der Regisseurin Léa Pool, die die 60er-Jahre mit Liebe zum Detail wieder aufleben lässt und es glänzend versteht, die Welt der Heranwachsenden in grandiosen, teils starken Bildern zu erzählen; denn um sie geht es ihr - die Erwachsenen bleiben meist stereotypisch, blass. Unglaubwürdig auch die Mutter, die plötzlich ihre Kinder im Stich lässt und zur Karrierefrau mutiert.
Es geht hier explizit um Auswirkung der elterlichen Probleme auf die Kinderseelen - die Motive und Situation der Eltern rücken in den Hintergrund (Stichwort "Scheidungskinder" - wer davon betroffen war, dem wird dieser Film umso näher gehen).
Die Kinderdarsteller überzeugen alle auf ganzer Linie. Natürlich auch Gesangsstar Élie Dupuis (hier und hier schon thematisiert), der auch zur Filmmusik beitrug.
Ein äußerst sehenswerter Film. Meiner Meinung nach, einer der besten YS-Filme der letzten Jahre (oder gar einer der besten überhaupt).

Trailer
Indirekter Trailer




Leider wird es wohl noch dauern, bis es diesen Film bei uns (auf deutsch) zu sehen gibt.
Die DVD ist hier und der Soundtrack hier (amazon.ca - Kanada) erhältlich.

Edit: die meisten Screenshots by me exclusive for Casperworld .

Zitat von »Octo«

Nur noch ne Frage am Rande: Weshalb sind die Screenshots (die du selbst erstellt hast) so relativ klein? (624x320)

Immer diese Meckerer .
Nein, ich finde es gar nicht sooooo klein; es muss ja nicht immer die Poster-Größe (Stichwort: Bravo-Starschnitt) sein.
Diese Größe ist bei Power-DVD bei mir so voreingestellt; andere Größen fand ich von der Qualität her nicht befriedigend, deshalb habe ich es so gelassen.
Es mag auch bessere Programme geben - ich bin da nicht so der Experte.